Banken investieren verstärkt in Blockchain-Technologien

Posted by Julia Werner  • 

Blockchain-Anwendungen fur BANKWESEN

Zahlungen

Die Nutzung der Blockchain-Technologie zur Ermöglichung von optimierten P2P-Zahlungskreisläufen, zur Übertragung von Kapital zwischen Banken oder zur Definition neuer Überweisungsdienstleistungen.

Kapitalmärkte

Die Ausnutzung der Eigenschaften der Blockchain für die Optimierung von Finanzprozessen, sowohl in Bezug auf die Art der Kapitalübertragung als auch auf die Abrechnung und Abwicklung von Wertpapieren, Waren und Derivaten.

Risikomanagement

Die Nutzung von Blockchain für die Zertifizierung von Daten der Gegenparteien (z.B. Kreditwürdigkeit) in einer Shared-Umgebung - dies ermöglicht Risikominimierung und Kosteneinsparung in systemischem Umfang.

Zweckgebundene Darlehen

Die Nutzung programmierbarer, in Blockchain-Plattformen eingebetteter Geld-Funktionen zur Bereitstellung gezielter Kreditdienstleistungen für Kunden.

Neue Blockchain-Anwendung weist Urheberschaft von CAD-Daten nach

PROSTEP ist aktives Mitglied des Blockchain-Gremiums und stellt nicht zum ersten Mal einen Anwendungsfall vor. Auf einem der ersten Treffen des Gremiums präsentierte Dr. Martin Holland, Leiter Strategy & Business Development bei PROSTEP, eine Blockchain-basierte Lösung für den fälschungssicheren Austausch von 3D-Druck- und Prozessdaten und die zweifelsfreie Identifikation der gedruckten Bauteile. Sie wurde ursprünglich im Rahmen des SAMPL-Verbundprojekts entwickelt. Die Blockchain-Technologie ist inzwischen integraler Bestandteil von PROSTEPs Datenaustausch-Lösung OpenDXM GlobalX und steht damit einem breiteren Anwenderkreis zur Verfügung.

„Wir sehen immer mehr interessante Blockchain-Anwendungen außerhalb der reinen Zahlfunktion. Neben der Automatisierung von Geschäftsprozessen durch Smart Contracts bietet die Technologie insbesondere bei der unveränderbaren und gerichtsverwertbaren Dokumentation von Transkationen großes Potenzial“, sagt Holland. Beim letzten Treffen des Gremiums zeigte er ein weiteres praxistaugliches Beispiel: Die aus Holland stammende Lösung ermöglicht es, die Entstehungsgeschichte von komplexen CAD-Modellen in der Blockchain zu speichern und damit die Urheberschaft der Daten lückenlos nachzuweisen. Sie ist besonders interessant für kollaborative Open Innovation-Szenarien, in denen mehrere Ingenieur*innen gleichzeitig an einer Neuentwicklung arbeiten.

„Mitglieder des VDMA, darunter PROSTEP haben eine Reihe von Anwendungen entwickelt, die wirklich spannend sind“, sagt Kai Kalusa, Leiter Digital Public Affairs beim VDMA. „Wir diskutieren derzeit, diese Anwendungen im Rahmen einer größeren Veranstaltung einem breiteren Kreis von Interessenten vorzustellen, um die Blockchain-Technologie unseren Mitgliedsunternehmen näher zu bringen.“

Banken investieren verstärkt in Blockchain-Technologien

Investitionen in DLT & Co. auf breiter Front

Für Banken ist die Blockchain-Technologie aus verschiedenen Gründen interessant – nicht nur als Grundlage für Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und anderen. Es lassen sich Transaktionen im digitalen Zahlungs- und Geschäftsverkehr mittels kryptografischer Verfahren dezentral und sicher dokumentieren, so dass Manipulationen erschwert werden. Ein weiterer Aspekt ist die Tokenisierung, beispielsweise von Immobilien, Bio-Landwirtschaftsbetrieben und Windparks. Zu diesem Feld zählt auch das Geschäft mit digitalen Wertgegenständen, sogenannten Non-Fungible Token (NFT), das zunehmende Aufmerksamkeit genießt. Eine mögliche Anwendung ergibt sich daraus für Unternehmen, die beispielsweise eine öffentliche Blockchain nutzen können, um digitale Güter zu erstellen, die sofort an eine Krypto-Wallet geliefert werden.

Weltweit haben Banken damit begonnen, sich diesen Markt zu erschließen, der neue Geschäfts-Chancen verspricht. 31 Prozent der befragten Institute in Deutschland haben praktische Erfahrungen mit Blockchain-Anwendungen gemacht, so die Studie. 29 Prozent planen die Einführung der Technologie, 22 Prozent denken über Anwendungsfälle nach, so einige Ergebnisse der Studie „Branchenkompass Banking 2021“ von Sopra Steria (75 €).

Die Analysten des Consulting- und Technologie-Unternehmen merken an, dass einige Banken in den vergangenen Monaten ihre Zurückhaltung gegenüber Kryptowährungen – zumindest ein Stück weit – aufgegeben haben. In Deutschland plant beispielsweise Union Investment, einzelnen Fonds künftig auch Krypto-Anlagen beizumischen. Die Sparkassen arbeiten ebenfalls an einem Projekt, das künftig den Handel mit Digitalwährungen wie Bitcoin oder Ethereum ermöglichen soll (hier die Details).

Das mögliche Verbot von energiehungrigen Proof-of-Work-Konzepten im Rahmen der Reglementierung von Krypto-Assets durch die EU (IT-Finanzmagazin berichtete) hätte diese Pläne möglicherweise beeinträchtigt. Doch die aktuelle Fassung der MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets) setzt nicht mehr auf Verbote, sondern auf eine Steuerung des Marktes im Rahmen der Taxonomie.

Neue Technologien genau prüfen

Die Unsicherheit im Umgang mit Kryptowährungen wie Bitcoin (Proof-of-Work-Konzept) und Ethereum (auf dem Weg zu einem Proof-of-Stake-Modell) wirkt sich insgesamt auf den Einsatz der zugrundeliegenden Blockchain- bzw. Distributed-Ledger-Technologien aus, so eine der Erkenntnisse der Studie. Weder setzten die Institute auf eine Technologie allein, noch würden Blockchains „auf Biegen und Brechen“ eingesetzt. Grundsätzlich lohnten sich Investitionen dann, wenn die Technologie wirklich den Unterschied ausmache, betont Mustafa Cavus, Blockchain-Experte von Sopra Steria. Für ihn sind Blockchain-Lösungen in erster Linie Ergänzungen der bestehenden technischen Ansätze.

Eine Blockchain-Lösung ergibt zudem immer dann Sinn, wenn eine zentralisierte Lösung notwendig wäre, diese aber aus unterschiedlichen Gründen nicht herstellbar ist. Das gilt beispielsweise bei fehlendem Vertrauen sowie bei technischen oder finanziellen Begrenzungen.“

Mustafa Cavus, Sopra Steria

Use Cases für Blockchain im Firmenkunden-Geschäft

Banken in Deutschland und Europa entwickeln Blockchain-Anwendungsfälle eher für das Firmenkundengeschäft als für das Retail-Geschäft für Privatkunden. Entsprechende Ansätze zeigen sich beispielsweise im Risiko- und Sicherheiten-Management, wo komplexe Finanzgeschäfte mit Unternehmen und weiteren Beteiligten durch DLT messbar vereinfacht werden.

Ein ungewöhnliches Beispiel aus Italien nennt Sopra Steria: Die Bankengruppe Credem stellt dem Käsehersteller Latteria Soresina 20 Millionen Euro als Pfanddarlehen bereit, der die Käselaibe als Sicherheit stellt. Bank und Firmenkunde können den Gegenwert in Echtzeit überwachen. Dafür sorgt ein gemeinsam genutztes blockchain-basiertes Datenbanksystem, das mit der Handelskammer Mailand verbunden ist.

Ähnliche Effizienzgewinne sollen sich im Wertpapiergeschäft für Firmenkunden erzielen lassen, wo Banken nicht selten zwei Tage für eine Anpassung in einem Wertpapierportfolio benötigen. Hier bestehe ein großer Bedarf für schnellere Prozesse, vor allem wenn das Management an schnelle Kommunikation und automatisierte Abstimmungsprozesse gewöhnt ist, argumentiert Cavus. Die Blockchain-Technologie könne dazu beitragen, dass Risiken schneller geprüft, Dokumente und Freigaben nachvollziehbar vorliegen oder nötige Arbeitsschritte in Geschäftsbeziehungen mit Hilfe von Smart Contracts automatisiert und dokumentiert werden.

Über die Studie

Der Branchenkompass Banking 2021 zeigt, wo deutsche Banken im Veränderungsprozess stehen, wie sie mit den Herausforderungen umgehen und welche Strategien sie bis 2023 angehen und umsetzen wollen. Das Marktforschungsinstitut moweb research führte hierfür im Juli und August 2021 im Auftrag von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut eine Online-Befragung von 100 Fach- und Führungskräften von Banken mit Bilanzsummen von mehr als 500 Millionen Euro durch.

Den Branchenkompass können Sie für 75 Euro hier herunterladen.hj

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