Ninite – das wohl nützlichste, dennoch nicht sehr bekannte System-Tool

Posted by Julia Werner  • 

System-Tools gibt es wie Sand am Meer. Die meisten versprechen viel und halten wenig. Wirklich gute gibt es wenige. Und zu dieser erlesenen Auswahl gehört ohne Zweifel das Tool Ninite der beiden kalifornischen Entwickler Patrick Swieskowski und Sascha Kuzins. Ninite? Jawohl! Noch nie gehört? Wundert mich nicht! Aber das ändert sich nun ja! Jeder Hobby- und erst recht jeder Profi-Systemadministrator wird die inneren Werte von Ninite zu schätzen wissen: Mit einem Klick können dutzende Programme auf einmal installiert werden, Ninite hält diese Programme automatisch auf dem neusten Stand und erledigt dies lokal auf einem Rechner ebenso wie im lokalen Netzwerk. In den USA ist Ninite schon seit einiger Zeit etabliert. Die NASA oder die Harvard Universität zählen zu den Nutzern. Warum Ninite bisher nicht in Deutschland angekommen ist, ist ein bisschen ein Mysterium. Ein näherer Blick lohnt sich aber auf jeden Fall!

Programminstallationen und Updates ganz einfach

Ninite, das nin-eit gesprochen wird und keine Abkürzung oder Akronym, sondern das Ergebnis einer mehr oder weniger verzweifelten Suche nach einer freien, kurzen und wohlklingenden COM- Domain ist, automatisiert die Installation einer großen Anzahl kostenloser Standardprogramme und deren laufende Aktualisierung. Diese Aufgaben erledigt es nicht nur sehr effizient, sondern auch mit einigen netten Zusatzfunktionen, die zeigen, dass sich die Macher bei der Entwicklung wirklich etwas gedacht haben. Zwei praktische Beispiele dazu:

Eine Situation, die wohl jeder kennt: Ein Arbeitsplatzrechner muss neu aufgesetzt werden. Chrome, Avira, Acrobat Reader, Thunderbird und Evernote sollen installiert werden. In größeren Organisationen gibt es dafür Images. Diese haben aber den Nachteil, dass nicht die aktuellen Programmversionen installiert werden. Ninite ist eine attraktive alternative Route, die das Aktualitätsproblem beseitigt und keine Vorarbeiten benötigt. Ninite automatisiert die Installation dieser Programme mit nur wenigen Klicks. Um genau zu sein: Mit nur 8 Klicks lassen sich diese fünf Programme installieren; die Notwendigkeit weiterer Intervention besteht nicht.

Ebenso geläufig ist diese Situation: Die Programme, einmal installiert, müssen natürlich regelmäßig aktualisiert werden. Gerade bei so notorischen Troublemakern wie dem Acrobat Reader muss man da ja hinterher sein, um nicht fahrlässig Tür und Tor offen zu lassen. Natürlich kann man dafür die herstellereigenen Update Checker verwenden, aber gerade bei mehreren ist die Systembelastung in Summe schon merklich, auch nerven die SysTray-Benachrichtigungen. Ninite kann auch hier helfen. Ninite überprüft – manuell oder automatisch –, ob die installierten Programmversionen aktuell sind und aktualisiert die Programme wenn notwendig. Auch in diesem Fall macht Ninite den Prozess so einfach wie möglich. Das Update läuft im Hintergrund und weitere Interventionen sind nicht notwendig.

Das Schöne dabei ist, dass Ninite für kleine wie große Organisationen genauso geeignet ist wie für den Heimanwender. Die Nutzung ist so einfach, dass man eigentlich nichts falsch machen kann. Nicht einmal ein Video-Tutorial muss man sich anschauen. Man kann sofort loslegen.

Will man mit Ninite Programme installieren, dann wählt man einfach auf der Webseite www.ninite.com die gewünschten Programme durch Klick auf die Checkboxen aus und lädt sich den dazugehörigen Installer runter (der Screenshot zeigt die Auswahl der unterstützten Programme auf der Webseite). Aktuell unterstützt Ninite über 100 Freeware-Tools. Der Installer, den man sich herunterlädt, übernimmt dann die Installation.

Von Ninite unterstützte Programme

Von der Installation der Programme selbst bekommt man, sobald der Installer gestartet ist, nicht viel mit. Diese läuft im Hintergrund ab und Ninite unterdrückt alle Abfragen, die man bei der manuellen Installation sonst erhalten würde, und beantwortet diese im besten Interesse des Nutzers. Nur ein Statusfenster hält den Nutzer über den Fortschritt auf dem Laufenden. Da Ninite gleichzeitig herunterlädt und installiert, könnte die Installation praktisch nicht schneller sein (siehe Screenshot).

Ninite in Aktion

Dank der großen Kunden von Ninite kann man auch in Sachen Sicherheit beruhigt sein. Übel gelaunte Harvard-Anwälte wollen die Entwickler nicht am Telefon haben. Daher lädt Ninite die Installationsmedien ausschließlich von den Herstellerseiten herunter und überprüft deren Integrität mittels Signaturen oder Hashes. Stimmt etwas nicht, läuft keine Installation. Bei der Installation selbst stellt Ninite sicher, dass keine Crapware mitinstalliert wird. Die Programmsprache wird so gewählt, dass sie mit der Systemsprache übereinstimmt. Und auch bei der Versionswahl gibt es keine Überraschungen: Bei 64-Bit-Windows-Systemen wählt Ninite automatisch die 64-Bit-Versionen, bei allen anderen die 32-Bit-Variante. Kurz gesagt: Ninite simuliert das wahrscheinlichste Verhalten eines Administrators und automatisiert es.

Funktionsweise

Je nachdem, welche Ninite-Version man nutzt, ist die dazugehörige EXE zwischen 300 KB und 1300 KB groß. Die EXE wird direkt im Arbeitsspeicher ausgeführt, was eine Installation des Programms unnötig macht. Auch hier haben die Entwickler auf Einfachheit und Komfort geachtet. Man kann direkt loslegen.

Ninite besorgt sich von den Ninite-Servern die aktuellsten Versionsdaten für das fragliche System und gleicht diese mit den installierten Versionen ab. Ist eine Software in der aktuellen Version auf dem System vorhanden, dann überspringt Ninite dieses Programm einfach. Ist ein Tool nicht installiert oder veraltetet, dann besorgt sich Ninite die entsprechenden Dateien und startet die Installation. Dabei wendet es die oben geschilderten Regeln an: nur Herstellerrepositories, Validierung der Installationsdateien, Unterdrückung aller Toolbars und sonstigen Junks sowie automatische Auswahl der Variante und der Sprache.

Für Admins von Unternehmensnetzwerken wird Ninite erst durch die Netzwerkfunktionalitäten richtig interessant. Im Active Directory und im lokalen Netzwerk lassen sich per Software-Audit die installierten Programme und deren Versionen auf den Geräten anzeigen (siehe Screenshot). Erkennt man Handlungsbedarf, dann lässt sich dieser wie auf einem lokalen Rechner mit Ninite beheben. Für ganz große Organisationen ist die Integration mit Remote Monitoring und Management Tools (RMMs) interessant. Diese bietet Ninite für rund 10 Tools inklusive DELLs KACE, LabTech und Continuum an.

Netzwerkadministration mit Ninite

Jeder nach seinem Bedürfnis

Ninite kommt in dreierlei Form daher. Wer es ausprobieren möchte, kann dies kostenlos mittels des Ninite Installers machen. Mit dem Installer lassen sich alle von Ninite unterstützen Programme installieren und – bei wiederholter Ausführung – dieselben Programme aktualisieren.

Der Ninite Updater wendet sich an Privatnutzer, die ihre Freeware-Programme aktuell halten wollen. Über ein Icon im Systembereich zeigt er an, ob Updates vorliegen. Die Updates selber können dann mit einem Klick installiert werden. Der Updater ist leider nicht kostenlos. Mit 9,99 Dollar pro Jahr bietet er aber gute Leistung fürs Geld.

Die Profi-Version ist Ninite Pro . Wenn man Ninite im Netzwerk einsetzen möchte, dann kommt man an dieser Version nicht vorbei. Über eine intuitive graphische Benutzeroberfläche lassen sich alle unterstützten Programme installieren und aktualisieren. Die Netzwerkfunktionen lassen sich ebenfalls über diese Oberfläche aktivieren und nutzen. Entsprechend der Zielgruppe kann man Ninite Pro nur in Lizenzpaketen erwerben. Bis zu 100 Lizenzen kosten 20 Dollar pro Monat; 250 Lizenzen 50 Dollar pro Monat. Für die Nutzung auf einem Einzelplatzrechner fällt Ninite Pro damit de facto aus. Für Netzwerkadmins ist es aber durchaus eine finanzierbare Option.

Supportanfragen werden normalerweise innerhalb von 48 Stunden beantwortet. Dieses Versprechen des Herstellers kann aus eigener Erfahrung bestätigt werden. Leider müssen die Anfragen aber in Englisch erfolgen. Deutschen Support oder eine deutsche Webseite gibt es leider nicht. In Deutschland kommt man auch nur dann in den Genuss von Ninite, wenn man eine Kreditkarte hat. Dies ist die einzige akzeptierte Zahlungsmethode.

Pflicht top, kleinere Makel in der Kür

Ninite automatisiert die Installation und das Update von über 100 Freeware-Programmen. Und das macht es wirklich ausgesprochen gut. Wer schnell, komfortabel und ohne die Gefahr, sich irgendwelche Crap- bzw. Malware einzufangen, Programme installieren und aktualisieren will, der hat mit Ninite ein super Helferlein an der Hand. Die Einstiegsversion ist auch kostenlos zu haben. Schade ist eigentlich nur, dass Ninite keinen deutschen Support und für die kostenpflichtigen Versionen keine in Deutschland gängigeren Zahlungsmethoden anbietet.

Über den Autor

Ralf Dyllick-Brenzinger ist einer der Geschäftsführer von ionas – Ihr Online Assistent ( www.ionas.com ), einem online IT-Dienstleistungsunternehmen für Privatleute, Selbstständige und kleine Unternehmen. Auf Ninite ist Ralf eher durch Zufall aufmerksam geworden, als er sich im Kundenauftrag auf die Suche nach einem entsprechenden Tool gemacht hat. Mittlerweile ist er bekennender Ninite-Fan. Bei Fragen zu Ninite erreicht man ihn unter rdb@ionas.com.

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