CBDC, EZB, VWL: der digitale Euro aus volkswirtschaftlicher Sicht

Posted by Julia Werner  • 

Bitcoins – digitale Zukunft der Währungen?

Wie kaufe ich Bitcoins und wo zahle ich mit Bitcoins?

Kaufen ist stattdessen das Mittel der Wahl. In Ermangelung einer regulierten Börse landen die meisten Kaufinteressenten bei Handelsplattformen wie beispielsweise bitcoin.de. Hier ist eine sichere Abwicklung weitgehend garantiert. Gibt es im Freundes- oder Bekanntenkreis bereits jemanden, der Bitcoins besitzt und bereit ist, diese gegen Euros einzutauschen, geht auch der direkte Weg.

Wichtig ist das sogenannte „Wallet“. Die digitale Geldbörse lässt sich in Form einer App beziehen, es gibt die Software aber generell für alle Betriebssysteme. Mit dem virtuellen Portemonnaie kann man Bitcoins empfangen und versenden. Falls Sie den Kauf von Bitcoins planen, sollten Sie Ihr „Wallet“ immer über offizielle und sichere Kanäle beziehen. Prüfen Sie die Apps, welche Sie z. B. über die Stores von Apple und Google downloaden können, unbedingt auf ihre Echtheit. In vergangener Zeit gab es bereits Kryptogeld-Betrüger, die sich mit gefälschten Apps bereichern.

Die gute Nachricht: Mit der zuletzt steigenden Akzeptanz der Digitalwährung wächst auch die Zahl der Unternehmen, die Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren. Microsoft, Greenpeace, Mozilla, Steam, Lieferando und auch Wikipedia sind ein bunter Strauß großer Namen von Unternehmen, Stiftungen und Organisationen, die teils schon seit einigen Jahren Bitcoins annehmen. Tesla-CEO Elon Musk sorgte zuletzt für Schlagzeilen, als er Bitcoin zunächst eine Absage erteilte – die Kryptowährung dann unter Auflagen aber doch wieder als Zahlungsart für ein neues E-Auto akzeptierte.

Auch in Deutschland erreichte der Hype zahlreiche Betriebe, die auf den Zug mit aufsprangen. Berlin etablierte sich als Bitcoin-Hauptstadt: Auf dem „Bitcoin-Kiez“ an der Graefestraße akzeptierten zunächst mehrere Geschäfte – darunter Bars, Burger-Restaurants und Plattenläden – die digitale Währung. Die extremen Kursausschläge zeigten allerdings schnell die Grenzen von Bitcoins als Zahlungsmittel auf. Wirklich etablieren konnte sich die Kryptowährung im alltäglichen Zahlungsverkehr deshalb bislang nicht.

Zehn Mythen über digitales Zentralbankgeld aufgedeckt

Irrtum 2) Alle werden Konten bei Zentralbanken haben

Es gibt verschiedene Ansätze für CBDCs: Neben kontobasierten gibt es zum Beispiel auch wertbasierte Konzepte. Und auch das Ausmaß, inwieweit sich Zentralbanken am Privatkundengeschäft beteiligen wollen, ist unterschiedlich. In den meisten Ländern wird diese Beteiligung minimal sein. Da Geschäftsbanken bereits bestehende Beziehungen zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern haben, sind sie dafür prädestiniert, CBDCs zu verteilen. Sie bieten schon jetzt ihre eigenen Apps an, die für CBDCs erweitern erweitert werden könnten. Sie haben außerdem das nötige Wissen, um Know-Your-Customer-Prozesse durchzuführen. Das CBDC CBDC-Konzept von G+D orientiert sich am heutigen Bargeldkreislauf. Die Bankkonten der Menschen bleiben, wo sie aktuell sind – bei ihren Geschäftsbanken.

CBDC, EZB, VWL: der digitale Euro aus volkswirtschaftlicher Sicht

Herr Groß, braucht die Eurozone ihr eigenes digitales Zentralbankgeld?

Ich würde eine Entscheidung dafür in jedem Fall begrüßen. Denn ein digitaler Euro – der ja im Grunde Bargeld nachahmt – hätte viele Vorteile. Einer davon wäre mehr Privatsphäre bei Online-Transaktionen. Heute nutzen wir dafür Giralgeld, weshalb die Banken, Kreditkartenanbieter und Bezahldienste immer Einblick in Kundendaten haben. Mit einem digitalen Euro bliebe, bei einem angemessenen Design, die Datenkontrolle bei den einzelnen Beteiligten. Zudem kann eine CBDC Innovationen fördern, insbesondere im Internet of Things. Ich führe immer gern das Beispiel eines Autos an, das eine eigene digitale Brieftasche hat und mittels CBDC Tank-, Maut- oder Mietkosten automatisch begleicht.

Das Frankfurt School Blockchain Center attestiert dem digitalen Euro, dass er die geopolitische Rolle unserer Währung stärken könnte. In welcher Hinsicht?

Bei jeder Währung stellt sich zuallererst die Frage, wer Zugang zu dieser Währung hat. Beim Euro-Bargeld haben ihn allen voran die Menschen aus den Ländern der Eurozone. Bei einer CBDC könnte sich der Kreis deutlich erweitern – ein Klick und schon ließe sich der Euro in jedes beliebige Land schicken. Ein europäisches Exportunternehmen, das beim Geschäft mit ausländischen Firmen bislang eher deren Währungen genutzt hat, könnte diesen Firmen nun Zugang zum digitalen Euro bieten und ihn damit weltweit verbreiten. Und das wiederum würde seine Bedeutung geopolitisch stärken. Allerdings ist dieses Szenario aktuell nicht unbedingt realistisch.

Warum?

Die EZB müsste einen solchen Prozess befürworten und schließlich unterstützen. Und sie hielt 2020 fest, dass sie den digitalen Euro nicht unlimitiert für das Ausland zur Verfügung stellen möchte. Insbesondere deshalb, weil sie nicht so stark in Wechselkurse und Kapitalflüsse eingreifen will. Das heißt: Hauptanwender wären die Bürger der Eurozone, während die Menschen in Drittstaaten – das ist jedoch noch nicht klar definiert – allenfalls einen teilweisen Zugang bekämen. Nun ist die Frage, ob andere Zentralbanken hier eine alternative Strategie fahren könnten, die auf eine breite Öffnung für das Ausland setzt. Die Federal Reserve beispielsweise scheint eher die EZB-Position einzunehmen. Aber in den USA ist CBDC derzeit sogar noch mehr Zukunftsmusik als in Europa. Im Zeitplan sind die Staaten etwa anderthalb Jahre hinter uns, wohl auch, weil der Dollar im Vergleich zu Kryptowährungen und Stablecoins sehr dominant ist. Spannend dürfte die Entwicklung in China sein, wo der digitale Yuan wahrscheinlich sehr bald im ganzen Land Realität ist. Hier schätze ich die Wahrscheinlichkeit einer Öffnung der Währung höher ein.

Ob der Euro global stärker wird, ist also fraglich. Die EZB wiederum dürfte aber definitiv an Bedeutung gewinnen, oder?

Ja, bis zu einem gewissen Punkt auf jeden Fall. Wenn wir heute digital zahlen – über Kreditkarten oder Bezahldienste –, tun wir das ja nicht mit einer eigenen digitalen Währung. Wir bewegen lediglich Einlagen von unseren eigenen Konten, die bei Geschäftsbanken liegen. Der digitale Euro hingegen kommt direkt von der EZB. Für den Verbraucher hat das den Vorteil, weniger abhängig von seiner Bank und damit besser geschützt vor deren möglicher Pleite zu sein. Eine Zentralbank jedenfalls kann nicht Bankrott gehen – sie kann einfach neues Geld in Umlauf bringen. Und klar, die EZB bekäme damit automatisch mehr Macht, nicht zuletzt beim Thema der Geldpolitik.

Aber wären damit nicht automatisch die Geschäftsbanken bedroht?

Ich glaube nicht, dass die EZB eine zu starke Machtstellung bekäme. Für sie wäre der digitale Euro zuallererst Innovationsförderer und Ausgleich für das immer mehr an Bedeutung verlierende Bargeld. Aktuell spricht die EZB sehr viel über Limits und möchte den Finanzsektor schützen. Es soll eben keinen Ansturm auf Banken geben, in dem Menschen ihre Konten leerräumen und das Geld gegen die sichere CBDC tauschen. Die Politik der Europäischen Zentralbank wäre eher, dass Nutzer nur einen bestimmten Geldbetrag als CBDC halten dürfen. Sie hat sogar einen Negativzins auf die digitale Währung ins Spiel gebracht, der ab einem bestimmten Betrag greifen würde. Banken werden meiner Meinung nach weiterhin die Hauptanlaufpunkte sein, um Geld zu sparen. Sie würden sicher auch im CBDC-System wichtige Funktionen ausführen – Konten einrichten, die Nutzerinteraktion übernehmen und Geldwäschechecks durchführen. Und ganz wichtig: Geschäftsbanken würden weiterhin Kredite vergeben. Dafür wäre die EZB nicht die richtige Institution.

Mit Kryptowährungen verband man lange Zeit die Hoffnung, dass sie einen Inflationsschutz bringen würden. Warum eigentlich?

Wer eine Inflation umgehen möchte, investiert in Vermögenswerte, die eher unabhängig vom Geldsystem sind. Die besten Beispiele: Immobilien und Gold. Bei Gold spielt die Knappheit eine enorme Rolle, was den Wert angeht. Der Bitcoin ist sogar noch knapper – was ja bekanntlich auch im Code geregelt ist. Daher gilt er für mich zu Recht als eine Art digitales Gold.

Aber bestätigt haben sich die Inflationsschutz-Hoffnungen ja nicht unbedingt …

Da würde ich widersprechen. Zu Beginn der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krise ist zwar der Bitcoin erheblich gefallen. Allerdings galt dies zum einen für fast alle Vermögenswerte, mit Ausnahme von Gold, zum anderen folgte in beiden Fällen eine starke Erholung. Man sollte natürlich keine voreiligen Schlüsse ziehen. Schließlich bewegen wir uns das erste Mal seit Langem in Richtung Inflation – da ist noch kein Platz für absolute Wahrheiten. Aber Kryptowährungen mit Blick auf die Schutzwirkung komplett aufzugeben, halte ich für falsch.

Wie sähe das bei digitalem Zentralbankgeld aus?

Im Grunde würde es ihm genauso wie unserem heutigen Euro ergehen. Eine CBDC wäre ja keine neue, alternative Währung, sondern eher eine digitale Form von Bargeld. Der Euro bliebe die Währung und man könnte CBDC immer in Bargeld umtauschen. Sie würde also ebenso an Wert verlieren wie Bargeld. Das ist aber nicht schlimm. Ein digitaler Euro ergibt trotzdem Sinn. Allein aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit, weil für europäische Unternehmen sonst die digitalen Währungen anderer Länder attraktiv werden würden.

Derzeit plant die EZB nicht, ein mögliches CBDC-Unternehmen in Drittstaaten zugänglich zu machen. Was wäre, wenn ein Staat der Eurozone damit nicht einverstanden ist? Könnte dieser Staat dann seine eigene digitale Währung oder sein eigenes Kryptogeld auf den Markt bringen?

Das ist tatsächlich eine spannende Frage, auch in rechtlicher Hinsicht. Litauen führte 2020 den auf der Blockchain basierenden LBCoin ein. Der ist jedoch eher eine Art digitale Sammlermünze, ein kleines experimentelles Projekt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass eine nationale Zentralbank aus der Eurozone eine echte CBDC auf den Markt bringen würde. Die EZB hat da ein gehöriges Wort mitzureden und ist sicherlich nicht an Alleingängen interessiert.

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