Chinas Pläne für eine eigene Digitalwährung - www.kas.de

Posted by Julia Werner  • 

Digitale Währungen und Zahlungssysteme

In Zukunft werden digitale Währungen und andere elektronische Zahlungsmittel wichtige Bestandteile der „Digital Economy“ sein. Da sie einen klaren sozialen und wirtschaftlichen Mehrwert bieten, ist es nicht eine Frage ob, sondern nur wann und in welcher Form sie eingeführt und breit verwendet werden. Eine Veränderung der genutzten Zahlungsmittel wird gleichzeitig die Anforderungen an den Zahlungsverkehr modifizieren. Dieser wird künftig kanalunabhängige und grenzüberschreitende Instant-Payment Möglichkeiten bieten müssen.

Nachfrage nach digitalen Zahlungsmitteln steigt rasant

Kryptowährungen wie Bitcoin erhalten seit Jahren viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Die Veröffentlichung von Facebooks Plänen rund um Diem (ehemals Libra) im Jahr 2019 hat die Arbeiten an digitalen Währungen und privaten elektronischen Zahlungsmitteln massiv beschleunigt. Seither beschäftigten sich Zentralbanken und Wirtschaftsakteure weltweit intensiv mit Central Bank Digital Currencies (CBDC) und privaten Stablecoins.

Solche Währungen bieten vielfältige Möglichkeiten und grossen wirtschaftlichen Nutzen. Sie ermöglichen die Programmierbarkeit von Geldflüssen durch Smart Contracts, Zahlungsabwicklungen zwischen Maschinen ohne menschliches Zutun, sowie die Vereinfachung grenz- und währungsüberschreitender Zahlungen.

Veränderungen im Payment bereits im Gange

Der markante Anstieg von bargeldlosen Zahlungen und die wachsende Bedeutung von digitalen Währungen beeinflussen auch das Zahlungssystem. Der Zahlungsverkehr, der ehemals als reiner Kostentreiber angeschaut wurde, steht mitten in bedeutenden technologischen, betriebswirtschaftlichen und regulatorischen Umwälzungen. Er ist zwar robust, aber auch langsam, unflexibel und teuer. Doch die Ansprüche der Kunden, die Marktinfrastruktur sowie Wettbewerb und neue Technologien verlangen heute sichere omnichannel und instant Zahlungsmöglichkeiten.

Banken stehen vor zahlreichen Herausforderungen

Der anstehende Innovationsschub stellt die Finanzwelt und ganz spezifisch die Banken vor zahlreiche geschäftspolitische, ökonomische, technologische und rechtliche Herausforderungen.

Die Behörden treiben das Thema mit grossem Engagement. Der Bundesrat veröffentlichte 2019 einen ausführlichen Bericht zu CBDC. Gemeinsam mit dem BIZ Innovation Hub arbeitet die SNB an verschiedenen Anwendungen für eine digitale Zentralbankenwährung. Zudem wird Instant Payments (IP) für grössere Banken in der Schweiz per August 2024 verbindlich.

Die Bankiervereinigung setzt sich intensiv mit der Thematik auseinander, um disruptive Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und aktiv an der Gestaltung idealer Rahmenbedingungen mitzuarbeiten.

Die digitale Währung „Bitcoin“ als alternatives Währungskonzept

Die digitale Währung „Bitcoin“ als alternatives Währungskonzept

BTC steht für Bitcoin, ein elektronisches virtuelles Geld, das im Internet kursiert. Interessant daran ist: Vor Kurzem hat das Bundesfinanzministerium dieses BTC-Geld rechtlich und steuerlich als „Rechnungseinheiten“ im Sinne des Kreditwesengesetzes (KWG) anerkannt und strebt sogar im Rahmen der Einkommensteuer eine Besteuerung an – beispielsweise wenn innerhalb eines Jahres ein Spekulationsgewinn mit Bitcoins erzielt wird. Was hat es damit auf sich? Zunächst sollte BTC nicht mit der in Geldwäsche verwickelten Internetwährung „Liberty Reserve“ verwechselt werden, die vor einigen Monaten massiven polizeilichen Maßnahmen ausgesetzt war. Der Ursprung von Bitcoins liegt wahrscheinlich in Japan, kann aber keiner Person direkt zugeordnet werden. Dort wurde die schon länger bestehende Idee einer Währung, deren Einheiten kryptografisch geschützt und damit fälschungssicher sind, im Jahr 2009 verwirklicht und die ersten Bitcoins erschaffen. BTC ist somit quasi ein privates Geld, das von keinem Staat und keiner Notenbank reguliert wird und auch kein Bankensystem zum Transfer benötigt. Bitcoins existieren nach frei geschaffenen unregulierten Maßgaben, erfahren aber inzwischen eine gewisse marktwirtschaftliche Bewertung. Konvertibel wurde diese Währung – d.h., sie kann von In- wie Ausländern unbegrenzt in andere Währungen umgetauscht werden – ca. 2010, als zunächst jemand auf die Idee kam, zwei Pizzen zu bestellen und diese tatsächlich mit Bitcoins bezahlen konnte. Kurz darauf wurden weitere Waren im Internet angeboten, die in BTCs bezahlt werden können. Seitdem gibt es auch einen Wechselkurs; man kann u.a. Euro, Dollar oder Renminbi in BTCs wechseln und somit „echtes“ Geld dafür ausgeben. Auch die umgekehrte Richtung ist selbstverständlich jederzeit möglich. Infolgedessen ist auch eine Spekulation mit Bitcoins realisierbar, was beispielsweise während der letzten Zypernkrise bereits zu schmerzlichen Erfahrungen mit hohen Kursschwankungen geführt hat. Wie es sich für eine Internetwährung gehört, können Bitcoins auch mit Rechnerleistung bezahlt werden, die für die Abwicklung von BTC-Transfers zur Verfügung gestellt wird (siehe ausführlicher unten). Wie funktioniert der digitale Währungsgebrauch? Der Austausch von BTCs erfolgt mit speziellen Programmen (beispielsweise dem Orginal bitcoin-Client oder Electrum unter Windows), die sich kostenlos installieren lassen. Insbesondere der bitcoin-Client ermöglicht es, dezentral eine direkte Verbindung – ohne Umwege – zu einem BTC-Zahlungspartner aufzubauen (man nennt das Peer-to-Peer). Hierzu wird dessen Bitcoin-Adresse benötigt, die jederzeit beliebig generiert werden kann. Über diesen Weg werden dann die elektronischen Münzen („e-Münzen“) – nach dem aktuellen Stand der Technik – asymmetrisch kryptografisch geschützt, transferiert und bestätigt. Protokolliert wird die Währungsausgabe mit einem Proof-of-Work-Verfahren und damit eine mehrfache Ausgabe der „e-Münzen“ verhindert. Da die Protokollierung einige Zeit dauert, gilt der Transfer erst nach 6-facher Bestätigung als fixiert. Für den Transfer fallen sogar Gebühren an. Typischerweise sind das 0,0005 BTC, die derjenige erhält, auf dessen Rechner die Protokollierungen durchgeführt werden. Somit kann jedermann durch die Zurverfügungstellung von Computerleistung wiederum Bitcoins schöpfen (sog. Mining). Die Bitcoins werden in einer geschützten „elektronischen Geldbörse“ auf dem lokalen Rechner des Besitzers aufbewahrt. Die Gesamtmenge an Bitcoins ist im Moment technisch via Protokoll auf 21 Mio. Bitcoins begrenzt und lässt sich von keiner Einzelperson einfach ausweiten. Da Bitcoins – abhängig vom aktuellen Wert – auch in Bruchteilen gehandelt werden können, den sog. Milli-Bitcoins oder auch Micro-Bitcoins, ist die gesamte Geldmenge aller Bitcoins auf etwas über 2 Billiarden Bitcoin-Zahlungseinheiten fixiert. Die kleinste Zahlungseinheit trägt zu Ehren des anonymen Erfinders seinen Decknamen Satoshi und stellt einen millionstel Teil eines BTC dar (0,00000001 BTC). Je nach Angebot und Nachfrage steigt oder fällt der Kurs der Bitcoins, dessen aktueller Stand z.B. via www.bitcoin.de in Erfahrung gebracht werden kann. Ein ganzer Bitcoin liegt zurzeit bei ca. 95 €. Wo werden in der Praxis Bitcoins derzeit eingesetzt? Die Verwendung von Bitcoins erfolgt derzeit schwerpunktmäßig eher in den USA und Asien; insbesondere in Deutschland ist der Einsatz noch gering. Einige Organisationen akzeptieren Spenden in BTCs, wie beispielsweise Wikileaks; auch bei Online-Spielen, Online-Glücksspielen und trendigen Pizza-Diensten sowie einigen zwielichtigen Geschäftsbereichen wird die Währung als Zahlungsalternative akzeptiert. Obwohl eine Überweisung – technisch gesehen – grundsätzlich anonym ist, kann dies nur durch die Verwendung von zusätzlichen Diensten, wie dem Tor-Netz (einem Netzwerk, das der Anonymisierung von Verbindungsdaten dient und damit die Identität im Internet verschleiert), weitgehend sichergestellt werden. Wegen der Unsicherheit in der Währungsstabilität ist davon auszugehen, dass der Preis für Waren in BTCs meist höher liegt, als wenn man direkt Euro oder Dollar zum Zahlungsausgleich verwenden würde. Wo lauern die Gefahren der neuen digitalen Währung? Hiervon gibt es eine ganze Reihe! Die Bitcoins haben keinen inneren Wert und auch niemanden, der für deren Wert garantiert. Somit hängt der Wert rein von dem Kurs ab, den BTCs gerade an den jeweiligen Handelsplätzen haben. Dabei ist die Geldmenge ja begrenzt, und somit wird alles über die Bitcoin-Anteile an dieser Geldmenge geregelt. Die Anonymität einer Überweisung kann zur Geldwäsche genutzt werden. Die entsprechenden Handelsplätze sind zwar nicht reguliert, sehr wohl aber staatlich überwacht, und bei größeren Geldmengen ist eine Identitätsangabe mit einer persönlichen Kennung am jeweiligen Handelsplatz erforderlich. Die auf dem Computer gespeicherte „elektronische Geldbörse“ kann zum Ziel von „Online-Einbrechern“ werden, die hier nicht einfach nur Daten, sondern quasi „echtes Geld“ elektronisch aus dem Computer „saugen“ können. Es wurden bereits etliche erfolgreiche Hacker-Angriffe auf die elektronischen Geldbörsen durchgeführt und Bitcoins im Wert von Hunderttausenden von Euro geraubt. Also nicht interessant? Abwarten! Es handelt sich um eine junge Währung, die viel Potenzial und noch mehr Dynamik besitzt. Als Ersatz für den Euro oder Dollar im internationalen Zahlungsausgleich werden Bitcoins bis auf Weiteres nicht dienen können, auch aufgrund noch bestehender technischer Beschränkungen. Eine politische Bedeutung haben Bitcoins durch den Skandal um die Veröffentlichung von geheimen US-Diplomatendepeschen, die von Bradley Manning übergeben und durch den Wikileaks-Gründer Julian Assange veröffentlicht wurden, erlangt. Eine deshalb angestrengte Blockade von Spenden an Wikileaks, u.a. durch Mastercard, Visa und Paypal, konnte mittels des Einsatzes von Bitcoins – am staatlich regulierten Bankensystem vorbei – umgangen werden. Die wichtigste Botschaft der Bitcoins könnte möglicherweise eine andere sein: Mit den technologischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts lassen sich gegebenenfalls grundlegend neue Wege beschreiten, um die in der Krise befindlichen traditionellen Währungs- und Finanzsysteme aus früheren Jahrhunderten hinter sich zu lassen. Man weiß ja nie. Weitere Informationen siehe: bitcoin.de

bitcoin.it Thomas Handschuch, Journalist und Unternehmensberater im EDV-Bereich, München BC 10/2013

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Bereits seit Jahren forciert die Regierung Chinas eine umfassende digitale Transformation des Landes und kann hierbei beachtliche Erfolge vorweisen. Gerade bei digitalen Schlüsseltechnologien hat die Volksrepublik massiv aufgeholt. In manchen Bereichen ist China bereits in die Weltspitze vorgedrungen und setzt z.B. in der 5G-Technologie, dem Online-Handel und beim mobilen Bezahlen Maßstäbe. Letzteres wurde vor allem durch die Tech-Giganten Tencent (WeChat Pay) und Alibaba (Alipay) vorangetrieben, deren mobile Bezahlsysteme von knapp der Hälfte der 1,4 Milliarden chinesischen Bürger genutzt werden. Ihre Verbreitung wurde letztlich auch durch die technologische Affinität der chinesischen Bevölkerung sowie den regulatorischen Freiraum begünstigt, der zumindest anfänglich gegeben war, bevor die Regierung 2018 schärfere Kontrollmechanismen einführte.

Ein ambivalenteres Verhältnis pflegt China dagegen zum Thema Kryptowährungen, was besonders an dem bekanntesten digitalen Zahlungsmittel – Bitcoin – deutlich wird. Die Volksrepublik ist auf der einen Seite das Land, in dem durch das sogenannte „Mining“ die meisten Bitcoins „erzeugt“ werden. Die chinesische Firma Bitmain gehört sogar zu den einflussreichsten Unternehmen in der Kryptowährungsindustrie. Auf der anderen Seite hat die chinesische Regierung das Geschäft mit diesen Währungen in der Vergangenheit mehrmals stark eingeschränkt und bestimmte Aspekte des Bitcoin-Geschäfts verboten oder unter neue Auflagen gestellt. Aus Sicht der Regierung stellen die Kryptowährungen eine Gefahr dar, die sie nicht kontrollieren können. Sorge herrscht vor allem vor versteckter Korruption, Kapitalflucht, die ansonsten streng von der Regierung überwacht wird, sowie möglichen Spekulationsblasen. Umso mehr überraschte es, als im November 2019 die Parteizeitung Xinhua Daily Bitcoin als erste erfolgreiche Applikation der Blockchain-Technologie bezeichnete. Die Einschätzung kam nur einen Monat nachdem Präsident Xi Jinping Blockchain als große Chance für die chinesische Wirtschaft sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem bezeichnete und der Entwicklung der Technologie eine hohe Bedeutung zumaß.

Tatsächlich gehört China längst zu den führenden Ländern in der Blockchain-Industrie. Tausende Startups sind in dem Bereich aktiv und auch die Regierung beschäftigt sich intensiv mit möglichen Blockchain-Anwendungen. Im Oktober 2019 verabschiedete der ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses ein am 01. Januar 2020 in Kraft getretenes Gesetz zur Regulierung der Kryptographie, welches als Grundlage für großangelegte Blockchain-Anwendungen dienen wird. Die jüngsten Entwicklungen könnten auch mit einem Projekt der chinesischen Zentralbank, der People’s Bank of China (PBOC), zusammenhängen, welches unter dem Namen „DC/EP“ firmiert. Die Kürzel stehen hierbei für digital currency und electronic payment, also Digitalwährung und elektronisches Bezahlen. Das inzwischen offiziell bestätigte, aber immer noch einige Fragen offenlassende Projekt existiert bereits seit 2014. Es geht um nicht weniger als die Schaffung einer staatlichen Digitalwährung, die noch im Laufe des Jahres eingeführt werden könnte.

Staatliches Bitcoin?

Aufgrund fehlender offizieller Bestätigungen lässt sich derzeit nur erahnen, wie die Digitalwährung aussehen wird, wann sie an den Start geht und welche Auswirkungen sie auf das bestehende Banken- und Währungssystem haben wird. Als Digitalwährung bezeichnet man prinzipiell von privatwirtschaftlichen oder öffentlichen Anbietern angebotene Zahlungsmittel, die in digitaler Form vorliegen. Dies können virtuelle Währungen, Kryptowährungen wie Bitcoin sowie sogenannte central bank digital currencies (CBDC) – also von Zentralbanken herausgegebene Digitalwährungen – sein. Diese digitalen Zahlungsmittel können entweder zentralisiert verwaltet werden, sodass die Geldmenge von einer zentralen Stelle kontrolliert wird, oder sie können dezentralisiert sein und die Kontrolle über die Geldmenge von verschiedenen Stellen aus erfolgen.

Laut der chinesischen Parteizeitung Global Times soll die Testphase der chinesischen Digitalwährung wie geplant noch in diesem Jahr beginnen, obwohl es im ersten Quartal aufgrund des neuen Coronavirus zu Verzögerungen in der Forschung an dem Projekt kommen soll. Dass der Währung – wie Bitcoin – ebenfalls die Blockchain-Technologie bzw. genauer gesagt die sogenannte distributed ledger technology (DLT) zugrunde liegen wird, ist aufgrund der bisher bekannten Informationen anzunehmen, obwohl es klare Unterschiede z.B. zu Bitcoin gibt, die vermuten lassen, dass das Endprodukt des DC/EP-Projekts nicht als Kryptowährung im eigentlichen Sinne bezeichnet werden kann. Im Gegensatz zu klassischen auf dezentralen Blockchain-Datenbanken basierenden Kryptowährungen wie Bitcoin wird die PBOC die Kontrolle über die neue Währung sicher nicht aus der Hand geben wollen. Aus diesem Grund wird man vermutlich eher eine CBDC bzw. eine eingeschränkte Form von Kryptowährung erwarten müssen.

Laut dem chinesischen Finanzmagazin Caijing will die Zentralbank das Projekt mit den vier großen staatlichen Banken (Industrial and Commercial Bank, China Construction Bank, China Agricultural Bank und Bank of China) sowie den drei staatlichen Telekommunikationsunternehmen (China Mobile, China Unicom und China Telecom) gemeinsam durchführen und zunächst u.a. in den Städten Shenzhen und Suzhou einführen, wo bereits Forschungsprojekte der PBOC laufen. Auch die Tech-Unternehmen Alibaba, Tencent und Huawei scheinen an dem DC/EP-Projekt beteiligt zu sein. Laut Mu Changchun, dem Leiter des Forschungsinstituts für Digitalwährungen der PBOC, soll die digitale Währung über ein zweistufiges System in Umlauf gebracht werden. So ist die Zentralbank für die Schaffung der Währung zuständig, allerdings gibt sie sie nicht direkt an die Kunden aus, sondern an die beteiligten Institutionen, die dann das Kundengeschäft übernehmen. Durch dieses zweistufige System soll vermieden werden, dass die Privatkundenbanken benachteiligt werden, was zwangsläufig der Fall wäre, wenn die PBOC die Kundenkonten direkt verwalten würde. Über 80 Patente sollen von der chinesischen Zentralbank bis Februar 2020 in diesem Zusammenhang bereits angemeldet worden sein. Laut einer Auswertung der Financial Times umfassen die Patente u.a. die Erstellung von digitalen Geldbörsen, die mit dem privaten Bankkonto verknüpft sind, Mechanismen, wie Kunden Bargeld bei ihren Banken einzahlen können und im Gegenzug die digitale Währung erhalten, sowie Pläne, wie auf Indikatoren wie dem Kreditzinssatz basierende Algorithmen den Digitalwährungs-Vorrat der PBOC steuern können.

Während die Bitcoin aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Anonymität nur bedingt ihren Ruf abschütteln kann, auch für kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche oder Terrorfinanzierung ein beliebtes Zahlungsmittel zu sein und bei Spekulanten äußerst populär ist, dürfte die chinesische Regierung kein Interesse an solchem Missbrauch haben. Mu Changchun betonte Ende vergangenen Jahres bereits, dass auf die chinesische Digitalwährung nicht spekuliert werden könne und dass sie sich nicht auf mehrere Währungen stütze, wie dies etwa bei der eventuell noch dieses Jahr an den Start gehenden Kryptowährung Libra von Facebook der Fall sein wird. Es wird sich also eher um eine digitale Variante der chinesischen Währung Yuan handeln – also um digitales Fiatgeld, welches in seinem Wert identisch mit Bargeld ist und je Einheit einer individuell identifizierbaren und möglichst fälschungssicheren digitalen Banknote entspricht. Im Gegensatz zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen würde man also kein alternatives Zahlungsmittel, sondern eine alternative Bezahlmethode schaffen, die Geldscheine durch digitale Einheiten ersetzt. China würde so auch einen anderen Weg gehen als Ecuador, das erste Land weltweit, welches eine Digitalwährung etablierte. Bereits 2014 wurde der dinero electrónico angekündigt und 2015 in Umlauf gebracht, aber aufgrund mangelnder Nachfrage 2018 wieder eingestellt. Allerdings war sie an den US-Dollar, die offizielle Währung Ecuadors, gebunden und stand in einem Wechselkurs mit diesem. Der Wert des digitalen Yuan dürfte dagegen dem physischen Yuan entsprechen.

Ein wichtiger Baustein im Sozialkreditsystem

Die chinesische Zentralregierung hat erkannt, dass in Zeiten der Digitalisierung auch im Finanzsektor ein Umbruch stattfindet, auf den sie reagieren muss. Allerdings legt sie auch großen Wert auf finanzpolitische Stabilität und betrachtet Kryptowährungen wie Bitcoin als Gefahr für diese, weshalb mit der neuen Digitalwährung auch kein weiteres Spekulationsobjekt geschaffen werden soll. Dagegen wird eher die Absicht verfolgt, eine kontrollierbare, sichere Alternative zu nicht staatlichen Kryptowährungen anzubieten. Dass sich solche Spekulationen in China großer Popularität erfreuen, zeigt das Beispiel Bitcoin – andernfalls wäre die Reglementierung des Bitcoin-Geschäfts durch die Regierung wohl gar nicht notwendig gewesen. Chinesische Online-Kommentare legen nahe, dass der Ansatz der Zentralbank in der Bevölkerung nicht von allen positiv bewertet wird und mancher erkennt zumindest bisher nicht den Mehrwert einer neuen Digitalwährung, die keinen vom Yuan gelösten eigenen Wert hat, auf den man spekulieren könnte. Da das mobile Bezahlen mit den Apps WeChat und Alipay das Bargeld bereits aus dem Alltag vieler Hundert Millionen Menschen verdrängt hat, wird für einige im Vorfeld zudem kaum erkennbar sein, welchen Vorteil ein digitaler Yuan in der täglichen Anwendung mit sich bringt.

Während WeChat Pay und Alipay immer wieder Sorgen über die Datensicherheit ihrer Nutzer aufkommen ließen, beide Betreiber eigene Bonitätssysteme einsetzen und nicht auszuschließen ist, dass sie künftig wichtige Nutzerdaten zu dem im Aufbau befindlichen staatlichen Sozialkreditsystem beisteuern werden, würde die Digitalisierung des Yuan der Regierung neue Möglichkeiten eröffnen, die Daten zentral selber zu sammeln und in das Sozialkreditsystem einzuspeisen. Dies würde neben Privatpersonen auch inländische wie ausländische Unternehmen betreffen, die ebenfalls von dem sogenannten Corporate Social Credit System erfasst werden sollen. Die bekannten Patente des DC/EP-Projekts umfassen anscheinend auch keine Maßnahmen zur Beschränkung der Zentralbank, vollen Zugriff auf die Transaktionsdaten der Nutzer zu bekommen. Sollte der digitale Yuan wirklich zu einer weiteren Einschränkung der Bargeldnutzung und somit Zahlungsoptionen in China führen, würden anonyme Transaktionen z.B. in Geschäften oder zwischen Personen noch stärker eingeschränkt werden, als dies aufgrund der Beliebtheit von mobilen Bezahlmethoden ohnehin der Fall ist. So könnte China bald zu einem nahezu bargeldlosen Land werden, in dem jegliche Geldbewegungen für den Staat nachvollziehbar sind.

Auf der anderen Seite würde die Digitalwährung auch mehr Sicherheit und Vorteile für Nutzer und Banken mit sich bringen. Umso besser die landesweiten Zahlungsmittel von der Regierung kontrolliert werden können, desto weniger Missbrauch für kriminelle Aktivitäten wie z.B. Korruption kann damit betrieben werden – eines der zentralen Argumente der PBOC. Ein Zentralbank-gesteuertes Zahlungsmittel könnte auch mehr Datensicherheit und Schutz vor Weitergabe persönlicher Daten an Dritte garantieren als dies bei privaten Anbietern der Fall ist. Zudem dürfte die Effizienz und Geschwindigkeit von Transaktionen deutlich steigen. Ähnlich wie bei Überweisungen oder Zahlungen über die mobilen Bezahlsysteme von Tencent und Alibaba würden Transaktionen in Echtzeit erfolgen. Zudem soll der digitale Yuan auch ohne Internetverbindung genutzt werden können und in Apps wie Wechat integriert werden. Durch die zentrale Verwaltung der Währung soll darüber hinaus im Gegensatz zu herkömmlichen Blockchain-basierten Kryptowährungen ein deutlich höheres Transaktionsvolumen möglich sein. Laut Mu Changchun werde die Währung für bis zu 300.000 Transaktionen pro Sekunde konzipiert, während Facebooks Libra im Vergleich derzeit nur auf 1000 Transaktionen pro Sekunde ausgelegt ist. Darüber hinaus könnten Überweisungsgebühren sinken und die Banken sich ein besseres Bild über die Kreditwürdigkeit der Kunden machen, während Arbeitsprozesse im Finanzsektor beschleunigt werden.

China verbindet auch geostrategische Hoffnungen mit dem digitalen Yuan

Die Implikationen der Einführung von Chinas Digitalwährung reichen jedoch weit über die Nutzung innerhalb des Landes hinaus. Die Volksrepublik ist bei weitem nicht das einzige Land, welches derzeit an solchen Projekten forscht. In Singapur, Kanada, Schweden und der Schweiz haben die Zentralbanken in den letzten Jahren mit eigenen Forschungen begonnen. Auch die Bank of England kündigte an, in Zusammenarbeit mit anderen Ländern und der Europäischen Zentralbank (EZB) – die 2019 begann, die Auswirkungen Zentralbank-gesteuerter Digitalwährungen genauer zu untersuchen – an einer Digitalwährung zu forschen. Ausschlaggebend für die Bemühungen war wohl die zunehmende Bedeutung von Kryptowährungen wie Bitcoin und Libra, die als Konkurrenz zum bisherigen Banken- und Finanzsystem angesehen werden. Libra erfuhr 2019 jedoch einige Rückschläge aufgrund regulatorischen Drucks aus den USA und anderen Ländern – u.a. Deutschland – der dafür sorgte, dass einige hinter dem Libra-Projekt stehende Unternehmen wie Ebay, Visa und Mastercard ihre Beteiligung daran zurückzogen. Während einer Anhörung vor dem US-Kongress versuchte Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg daher zu argumentieren, dass Einschränkungen an dem Libra-Projekt letztlich China in die Hände spielen würde, das mit seiner eigenen Digitalwährung seinen internationalen Einfluss erweitern möchte. Dieser Punkt ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen und könnte auch einer der Gründe für die zuletzt stark zugenommenen Forschungsaktivitäten zahlreicher Länder im Bereich Digitalwährung sein.

Die Verbreitung und Internationalisierung der chinesischen Volkswährung durch den digitalen Yuan ist eines der proklamierten Ziele Chinas. Dahinter steckt wohl auch die Absicht, die Dominanz des US-Dollars als führende globale Leitwährung etwas zu schwächen. Der Yuan wurde 2016 als Weltleitwährung anerkannt, aber im Vergleich zum US-Dollar und Euro spielt er als Leitwährung trotz seiner zunehmenden Bedeutung eine noch immer untergeordnete Rolle. Durch eine Digitalisierung des Yuan könnte in Zukunft möglicherweise weltweit jeder Transaktionen mit dem chinesischen Yuan durchführen, was seiner internationalen Bedeutung zutragen würde. Fraglich ist jedoch, ob davon Gebrauch gemacht werden würde. Sollten andere Länder jedoch durch Chinas Fortschritte in dem Bereich motiviert sein, eigene Digitalwährungen einzuführen und private Kryptowährungen wie Libra künftig an Bedeutung gewinnen, könnte dies die Dominanz des US-Dollars langfristig tatsächlich schwächen. Ein Ziel, welches auch die Bank of England mit ihrem Projekt verfolgt. In Staaten, die ihre finanzielle und somit auch politische Abhängigkeit von den USA reduzieren bzw. den Einfluss eines kriselnden US-Dollars auf die eigene oder Weltwirtschaft reduzieren möchten, könnte die Digitalisierung des Yuan seinen Einsatz als Handelswährung möglicherweise attraktiver machen. Denkbar wäre auch, dass in bzw. mit China Geschäfte treibende Unternehmen verpflichtet werden, den digitalen Yuan anstelle des US-Dollars zu nutzen. Hinter innenpolitischen Beweggründen dürften aus Sicht Pekings daher auch geostrategische Hoffnungen mit einer eigenen Digitalwährung verknüpft sein. Vor allem würde China als erstes Land mit eigener Digitalwährung und zahlreichen Patenten hierauf international neue Maßstäbe und gegebenenfalls auch Standards setzen können.

Ob es dazu kommt, wird sich jedoch erst zeigen. Schließlich ist eines der größten Hindernisse für die Internationalisierung des Yuan die strenge Kontrolle grenzüberschreitender Kapitalströme. Aus Sorge vor Kapitalflucht und zu starken Währungsschwankungen wird der Kapitalverkehr auch weiterhin stark reglementiert bleiben. Die Digitalisierung des Yuan könnte die Kontrolle hierüber noch einmal erleichtern, da alle Transaktionsdaten zentral gesammelt werden können. Sorgen vor versteckter Kapitalflucht, wie sie die Regierung gegenüber Kryptowährungen wie Bitcoin hat, müsste sie sich so nicht machen. Weiter offen bleibt, wie die Währung sich in das bisherige komplexe Gefüge zwischen dem sogenannten „onshore“ und „offshore“ Yuan einfügen wird. Während der Kurs des „onshore“ Yuan, des Geldes, welches auf dem chinesischen Festland zirkuliert, von der Zentralregierung kontrolliert wird, ist dies beim „offshore“ Yuan, der z.B. für ausländische mit China Geschäfte treibende Unternehmen die attraktivere Alternative bietet, zumindest theoretisch nicht der Fall – obwohl die Regierung auch Möglichkeiten hat, ein zu starkes Auseinanderdriften zwischen beiden Kursen zu verhindern. Ob die Digitalwährung zunächst nur innerhalb des Landes genutzt werden und auch in China aktiven ausländischen Unternehmen zur Verfügung steht bzw. sogar von diesen genutzt werden muss, ist aufgrund der bisherigen Informationslage unklar. Eine verpflichtende Nutzung erscheint in naher Zukunft unwahrscheinlich, da dies sicher massive Gegenreaktionen der USA nach sich ziehen und das ohnehin bereits angespannte Verhältnis weiter belasten könnte. Dennoch haben Chinas Ambitionen inzwischen Japan als weiteres Land auf den Plan gerufen, Anstrengungen für eine eigene Digitalwährung zu betreiben. Der Parlamentarische Vize-Außenminister Norihiro Nakayama machte während einer Stellungnahme zur Ankündigung der japanischen Digitalwährung auch keinen Hehl daraus, dass es darum ginge, Chinas digitalem Yuan eine Alternative entgegenzusetzen. Auch der japanische Finanzminister bezeichnete Chinas Versuch, das internationale Währungssystem zu seinen Gunsten zu beeinflussen als Problem. Japan hängt sehr eng am US-Dollar und der japanische Yen ist ebenfalls eine bedeutende Leitwährung.

Der Westen sollte seine Bemühungen zur Entwicklung eigener Digitalwährungen intensivieren

Zunächst wird sich der digitale Yuan jedoch erst einmal in China etablieren und beweisen müssen, dass seine Konzipierung ausgereift ist. Bekanntere chinesische Großprojekte wie das ebenfalls dieses Jahr landesweit an den Start gehende Sozialpunktesystem lassen aber vermuten, dass die chinesische Regierung nach einer erfolgreichen Testphase in den Pilotstädten eine schnelle flächendeckende Etablierung der Digitalwährung forcieren wird. Die Akzeptanz in der Bevölkerung dürfte nicht zuletzt aufgrund der positiven Erfahrungen mit mobilen Bezahlsystemen groß sein. Ob die Digitalwährung die Internationalisierung des Yuan wirklich beschleunigen kann, wird sich dagegen vermutlich erst nach einigen Jahren zeigen. Zu groß wird am Anfang die Skepsis in anderen Ländern vor einer von der chinesischen Zentralbank kontrollierten Digitalwährung sein. Jedoch ist denkbar, dass China das Konzept hinter der Währung nach erfolgreicher Implementierung auch exportiert – vor allem in andere Schwellen- und Entwicklungsländer. Unabhängig davon, ob private Anleger auf den digitalen Yuan vertrauen und er das Potenzial hat, den US-Dollar als führende Leitwährung zu schwächen, wird das globale Währungssystem um die Digitalisierung nicht herumkommen. Dass sich inzwischen zahlreiche Länder und die EZB dem Thema angenommen haben, ist zwar gut und wichtig, aber wie beim Internet der fünften Generation ist China auch hier anderen Ländern wieder einen deutlichen Schritt voraus. Abgesehen von der symbolischen Bedeutung und dem Narrativ, das China um seinen Vorsprung bei dem Thema aufbauen und politisch nutzen kann, könnte es aber auch durch seinen Erfahrungsvorsprung Einfluss auf die Gestaltung der künftigen digitalisierten Finanzinfrastruktur und somit auch auf Handel und Wirtschaft nehmen.

Der Westen sollte Chinas Fortschritte in diesem Bereich als Ansporn nehmen, die eigenen Bemühungen zur Entwicklung digitaler Währungen zu intensivieren. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die mögliche Verbreitung von privaten Kryptowährungen wie Libra auf das Finanzwesen, den Schutz persönlicher Daten oder Cyberkriminalität noch viel weitreichendere Auswirkungen haben könnte als eine fest an den Yuan gekoppelte chinesische Digitalwährung. Zudem steht ein Großteil der Bevölkerung westlicher Länder dem Thema Digitalwährungen immer noch kritisch gegenüber. Einer 2020 veröffentlichten Studie der Deutschen Bank zufolge sorgen sich 42 Prozent der befragten Deutschen aus sämtlichen Altersgruppen über die Anonymität und Sicherheit von digitalen Zahlungen. In China sind es dagegen gerade einmal zehn Prozent. Eine überhastete Einführung z.B. eines digitalen Euro würde angesichts solcher Bedenken daher der falsche Schritt sein. Zunächst müssen Fragen der Datensicherheit und Privatsphäre geklärt sein und Vertrauen in der Bevölkerung für digitale Zahlungsmittel geschaffen werden – andernfalls wird es keine Akzeptanz hierfür geben. Solche Bedenken dürfen aber auch nicht den Fortschritt behindern, weshalb intensive Forschungen und die Kooperation und Koordination zwischen Nationen notwendig sind. Bis dahin kann und muss man weiter nach China schauen und aus möglichen Fehlern lernen, um künftig zwar nicht mehr die erste Digitalwährung auf nationaler Ebene einzuführen, dafür aber die sicherste, die zugleich die Rechte ihrer Bürger respektiert und schützt. Schließlich dürfte das Thema Sicherheit in Bezug auf das eigene Geld für jeden Nutzer Priorität haben. Wie es genau mit Chinas Digitalwährung weitergeht, könnte sich schon bald zeigen. Laut Brancheninsidern soll der Entwicklungsprozess der Währung bereits abgeschlossen sein und nun an den für die Implementierung notwendigen Gesetzen gearbeitet werden. Dieser Prozess könnte sich noch in die Länge ziehen, aber dass der digitale Yuan noch in diesem Jahr eingeführt wird, gilt als sehr wahrscheinlich.

Den Bericht inklusive Fußnoten lesen Sie im pdf.

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