Digitaler Euro - 'Bargeld ist und bleibt wichtig'
Posted by Julia Werner •
Virtuelle Währung • Definition
Ausführliche Definition im Online-Lexikon
eine digitale Darstellung von Werten, die nicht von einer Zentralbank, einem Kreditinstitut oder einem E-Geldinstitut herausgegeben wird, die aber unter bestimmten Umständen als Alternative zu Geld dienen kann. Virtuelle Währungen, auch digitale Währungen genannt, können unterschiedlich ausgestaltet sein. In der Konzeption spielen dabei häufig fest definierte, mathematische Regeln eine große Rolle. Solange virtuelle Währungen von keinem Staat als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt sind, leitet sich ihr Wert ausschließlich aus dem Vertrauen in ihre freiwillige Akzeptanz ab.
Aus den Medien sind vor allem Bitcoin und Ripple als virtuelle Währungen bekannt. Dabei gehört Bitcoin zu den ältesten auf der Blockchain-Technologie basierenden virtuellen Währungen. Das System wurde erstmalig 2008 in einem White Paper erwähnt. Seitdem wurden zahlreiche virtuelle Währungen - häufig in Anlehnung an Bitcoin - geschaffen. Es ist lange Zeit die am höchsten kapitalisierte virtuelle Währung, die jedoch mitunter sehr hohen Wertschwankungen unterliegt. Aus diesem Grund wird Bitcoin häufig vor allem als Spekulationsobjekt gesehen.
Vgl. auch Blockchain, Kryptowährung.
Digitale Währung Bitcoin - Ende könnte schon 2022 kommen
Das Ende des Bitcoin könnte nach Ansicht von Experten schon früh kommen: weil die Energiekosten zu hoch werden (imago / Guido Rosa)
Zunächst war der Bitcoin vor allem etwas für Nerds, die Gefallen an einem Zahlungsmittel fanden, bei dessen Herstellung und Verbreitung die Zentralbanken nichts mitzureden haben - anders als beim Euro oder dem Dollar. Die Idee für das neue Geld tauchte auf dem Höhepunkt der Finanzkrise auf.
Philipp Sandner, Experte für digitale Währungen an der Frankfurt School of Finance: "Also da gibt es eben diesen sagenumwobenen Satoshi Nakamoto, wo man bis heute nicht weiß, wer eigentlich genau dahintersteckt, ob es vielleicht auch eine Gruppe war oder auch eine Frau, das weiß man nicht. Und diese Person hat 2008 ein kleines Paper veröffentlicht, so 12, 13 Seiten auf Englisch und hat damit das Konzept skizziert und ein Jahr später hat er dann einen ersten Programmcode dafür veröffentlicht, hat das also selber quasi umgesetzt."
Der Kreis der Bitcoin-Schöpfer wird immer kleiner
Wer auch immer der Erfinder war, ihm gelangen zwei entscheidende Neuerungen. Erstens gibt es ein universelles Grundbuch - auf Englisch Blockchain bezeichnet. Vorstellen kann man sich dies wie eine Aneinanderreihung von Containern mit Informationen. Bei jeder neuen Transaktion mit Bitcoin wird an die Blockchain ein neuer Container mit Information angehängt. Gespeichert wird diese Veränderung auf einem dezentralen Servernetz.
Etwa alle zehn Minuten gleichen sich die Rechner ab. Dieses Protokoll ist das Gedächtnis des Systems und erlaubt es stets zu überprüfen, ob eine Transaktion gültig ist. Allerdings ist unbekannt, wer sich hinter einem Konto verbirgt, weil beim Bezahlen - anders als bei der Kreditkarte - keine Namen oder sonstigen Daten weitergegeben werden. Außerdem ist der Algorithmus so programmiert, dass jeder Schöpfer von Bitcoin einen winzigen Anteil jeder Transaktion erhält.
Die Erfinder des Bitcoin haben den Algorithmus so programmiert, dass im Laufe der Zeit die Rechenaufgaben immer schwieriger werden, wodurch der Kreis der Schöpfer des Bitcoin immer kleiner wird.
"Am Anfang war die erforderliche Rechenleistung relativ niedrig, das heißt da konnte jeder mit seinem Computer mitrechnen, später musste man dann auf leistungsfähigere Chips umrüsten, nämlich die Grafikkarte und noch ein, zwei Generationen später haben dann Unternehmen begonnen ganz spezifische Chips zu produzieren, die nur noch helfen können, das Bitcoin-Netzwerk zu betreiben und diese Chips haben eigentlich sonst überhaupt keinen anderen Zweck mehr. Ja, also es ist eine hochspezialisierte kleine Branche geworden, dass ist das sogenannte Mining."
"Bitcoin eher ein Spekulationsobjekt"
Die Herstellung des Bitcoin ist ein großes Geschäft geworden. Die Neugierde weckt der Bitcoin jedoch zunehmend weniger bei Menschen, die alternativ zahlen wollen, sondern bei Spekulanten.
Der Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele: "Da war der Preis zu Anfang sehr niedrig. Momentan fand eine erhebliche Aufwertung statt, gerade in letzter Zeit. Was aber eben zeigt, wie wertanfällig der Bitcoin ist. Denn genauso wie ein Marktpreis für ein Gut steigen kann, genauso gut kann er eben auch wieder sinken. Und wenn man dann den Gedanken der Wertaufbewahrung hat und das sind nicht wenige, die diesen Gedanken haben, dann halte ich eben eine digitale Währung und eben Bitcoin für sehr riskant als Wertaufbewahrung, dann ist es aus meiner Sicht eher ein Spekulationsobjekt."
Quer durch die Bank warnen Zentralbanker mittlerweile vor dem Bitcoin. China hat den Umtausch in seine Währung bereits verboten. Andererseits können Anleger seit wenigen Wochen an der Börse auf einen steigenden und fallenden Wert des Bitcoin wetten. Premiere war in Chicago, andere Börsen wollen folgen. Der Charme des Bitcoin besteht für die Anhänger vor allem auch darin, dass die Menge der Digitalwährung begrenzt ist.
Wissenschaftler Philipp Sandner: "So dass man irgendwann im Jahr 2100 bei der theoretischen Zahl der 21 Millionen wäre."
Die Energiekosten könnten zu hoch werden
Aber das Ende des Bitcoin könnte nach Ansicht von Experten schon viel früher kommen - nicht weil eine Blase platzt, sondern weil die Energiekosten zu hoch werden. Aufgrund der ständig steigenden Anforderungen an die Rechenleistung, braucht man für die Herstellung von Bitcoins immer mehr Energie. Schon heute stehen die meisten Server für die Herstellung von Bitcoin deswegen dort, wo der Strom vergleichsweise günstig ist, selten aber grün ist,zum Beispiel in China oder Island.
Laut einer Studie der Citigroup wird der Bitcoin spätestens im Jahr 2022 zusammenbrechen. Denn dann müsste ein Bitcoin zwischen 300.000 Dollar und 1,5 Millionen Dollar kosten, um die Stromkosten zu decken. Technologisch gehört der Bitcoin heute schon zum alten Eisen. Denn eine Bitcoin-Transaktion dauert zehn Minuten und kostet 20 Dollar. Während man langfristig für den Bitcoin schwarz sehen kann, sind die Aussichten für die dahinter liegende technologische Idee der Blockchain rosig.
"Das ist ein irres Feld mit ganz vielen wirklich auch teilweise faszinierenden Ideen."
Mit der Technik lassen sich beispielsweise Auszahlungen automatisiert an bestimmte Bedingungen knüpfen, was es erlauben würde, große Teil der Buchhaltung zu automatisieren.
Digitaler Euro - "Bargeld ist und bleibt wichtig"
Der wichtigste Unterschied zwischen dem digitalen Euro und den meisten existierenden digitalen Bezahlunglösungen: Er wäre Zentralbankgeld. Das sind in Europa bis jetzt die Euro-Geldscheine und -Münzen, die direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen.
Ihr größter Vorteil: Sie verlieren nicht an Wert. Ein Euro - und das würde auch die digitale Variante gelten - ist immer ein Euro, da er von der Zentralbank ausgegeben wird. Das gilt bei Zahlungsdiensteanbietern und Banken nur in Höhe der Deckungssumme. Geht so eine Institution pleite, ist es theoretisch möglich, dass Verbraucher und Verbraucherinnen Geld verlieren.
Eine andere Eigenschaft von Bargeld, die der digitale Euro beinhalten soll, ist eine gewisse Anonymität. Denn ist Geld einmal von der Bank abgehoben, hinterlässt es keine Datenspuren. Anders sieht es bei Kartenzahlungen oder beim digitalen Bezahldiensten wie Paypal aus.
Problemlösung für kein Problem
“In der immer wichtiger werdenden digitalen Welt gibt es kein Pendant von der Europäischen Zentralbank. In diese Lücke soll der digitale Euro springen,” erklärt Ernst Stahl . Er hat lange Zeit an der Universität Regensburg zum Thema E-Payments geforscht und arbeitet zurzeit als Berater und Stratege bei NTTdata. Die Firma hilft unter anderem Banken dabei, elektronischen Zahlungsverkehr umzusetzen.
Der digitale Euro soll die Alternative zum Bargeld sein und den Platzhirschen wie Paypal, Apple und Google Pay oder der kontaktlosen Kartenzahlung Konkurrenz machen. Doch Stahl räumt ein: “Nur weil ein digitaler Euro eingeführt wird, heißt das nicht, dass er von der breiten Bevölkerung genutzt wird.” Zumal es alleine in Europa noch immer rund 30 Millionen Bürger und Bürgerinnen gebe, die keinen Zugang auf ein Bankkonto haben: "Bargeld ist und bleibt wichtig."
Digitale Souveränität
Ein Gewinn könnte der digitale Euro dennoch sein. Etwa im kleinteiligen Einzelhandel, wo oft nicht digital bezahlt werden kann. Als Beispiel führt Stahl Bäckereien an. Mit dem digitalen Euro müsste “der Händler in der Regel gar keine Gebühren zahlen, das heißt für ihn ist die Transaktion kostenneutral”. Darin liegt der Vorteil gegenüber Girokarten- oder Kreditkartenzahlung, bei denen hohe Gebühren anfallen.
Doch nicht nur der Händler profitiert, es gibt auch eine politische Motivation. Was die Kartenzahlungen angehe, sei die EU abhängig von global agierenden Unternehmen in anderen Ländern, die “wirtschaftliche Interessen haben”. Außerdem würden immer wieder privatwirtschaftlichen Unternehmen versuchen, ihre eigenen Zahlungsmittel einzuführen.
So wie der Konzern "Meta", der zuletzt damit gescheitert ist. Doch andere würden folgen. "Deshalb sollten wir als Europa unbedingt schauen, dass wir unsere eigene digitale Währung haben." Die EZB könnte so digital souverän agieren, einen besseren Datenschutz gewährleisten und hätte im Gegensatz zu den privaten Unternehmen kein Interesse daran, die Daten der Nutzenden zu verkaufen, erklärt Stahl.
Debatte um Datenschutz
Gerade das Thema Datenschutz ist in Bezug auf den digitalen Euro umstritten. Dabei geht es nicht nur um die mögliche Nachverfolgbarkeit einzelner Transaktionen, auch Ideen wie die Verknüpfung von Zahlungskonten für den digitalen Euro mit der geplanten EU-ID - eine Art europäischer Personalausweis - werden scharf kritisiert.
Auch Stahl gibt zu: “Wenn etwas digital ist, gibt es immer Möglichkeiten.” Im Zweifelsfall könnte der Staat auf private Informationen zugreifen. Aber technisch sei es möglich, dass der digitale Euro einen “sehr hohen Grad an Anonymität habe”. Dafür zu sorgen, dass das auch passiere, sei jetzt ein Diskurs, der von Politik und Gesellschaft entschieden und mitgetragen werden müsse, so Stahl.
Geht jeden etwas an
Noch ist der digitale Euro keine beschlossene Sachen. Das Vorhaben wird bis Oktober 2023 intensiv geprüft. Erst dann will die Europäische Zentralbank entscheiden. Es sei ein gesellschaftlicher Diskurs, an dem die Bürger und Bürgerinnen der EU auch teilnehmen sollten. "Ich denke, dass am digitalen Euro kein Weg vorbei führt", so Stahl.
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