Digitales Geld – Digitale Währungen

Posted by Julia Werner  • 

Digitale Währungen und ihre Vorteile

Digitales Geld oder digitale Währung bezieht sich auf jedes Zahlungsmittel, das ausschließlich in elektronischer Form existiert. Digitales Geld ist nicht greifbar. Sie werden von Computern verbucht und übermittelt. Eine bekannte Form des digitalen Geldes ist die Kryptowährung Bitcoin. Digitale Währungen können auch Fiat-Währungen wie Dollar oder Euro darstellen. Digitales Geld wird mit Hilfe von Technologien wie Smartphones, Kreditkarten und Online-Kryptowährungsbörsen ausgetauscht. In einigen Fällen können sie in Bargeld umgewandelt werden, z. B. durch Abheben von Bargeld an einem Geldautomaten.

Digitale Währungen gibt es seit den Anfängen des Internet-Zeitalters. In den frühen 1990er Jahren wurden mehrere Unternehmen für digitale Währungen gegründet. Die meisten dieser frühen Initiativen scheiterten jedoch oder meldeten schnell Konkurs an, weil der elektronische Handel kaum in das Internet integriert war und es nur wenige Einzelhändler gab, die die ersten digitalen Währungen akzeptieren wollten. Mit dem Aufkommen von PayPal kam die Idee von einfach zu bedienenden digitalen Finanztransaktionen.

Finanzdienstleistungsunternehmen erleichtern digitale Geldüberweisungen und ermöglichen Online-Transaktionen über große Entfernungen. Ohne digitale Währungen würden viele Online-Einzelhandelswebsites weit weniger effizient arbeiten. Digitales Geld ermöglicht auch Online- oder Smartphone-Bankgeschäfte, so dass die Verwendung von Bargeld oder der persönliche Besuch einer Bank überflüssig wird. Außerdem kann man von digitalem Geld mit Bitcoin Up profitieren.

Die Banken haben die Auswirkungen der Verfügbarkeit digitaler Währungen zu spüren bekommen und mit der Schließung von Filialen und der Entlassung zahlreicher Mitarbeiter im Einzelhandel, die mit traditionellen Fiat-Währungen arbeiten, reagiert. Dies kann als zweischneidiges Schwert betrachtet werden: Da die Mitarbeiter im Einzelhandel nicht mehr benötigt werden, kann die Bank ihre Kostenstruktur reduzieren, da ihre Gemeinkosten viel niedriger sind. In diesem Fall können die Banken jedoch keine Produkte wie Autokredite, Finanzplanungsdienste und andere persönliche Verkaufsmöglichkeiten an Privatkunden, die in ihre Büros kommen, weiterverkaufen.

Das häufigste Beispiel für digitale Währungen ist das von Bankinstituten ausgegebene Geld, das sie elektronisch für den Handel oder für Investitionen halten. Banken haben Liquiditätsanforderungen, d. h. sie müssen eine bestimmte Menge an physischem Geld vorhalten, aber es gibt keine Anforderungen für digitale Währungen, so dass sie sich viel mehr bewegen. Die meisten Bankinstitute haben Abteilungen, die Millionen- und manchmal sogar Milliardenbeträge bearbeiten, ohne jemals Bargeld zu sehen.

Ein weiteres Beispiel für digitale Währungen sind Kryptowährungen. Kryptowährung ist eine Art von digitalem Geld, das in einem Blockchain-Netzwerk existiert, einem Netzwerk, das manche für sicherer als jedes andere halten, weil die Finanzbehörden keine Kontrolle darüber haben. Kryptowährung wird abgebaut, verkauft, gekauft und digital in “Wallets” gespeichert, bis der Besitzer bereit ist, sie auszugeben oder einzulösen. Gängige Beispiele für Kryptowährungen sind Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Ripple und andere Altcoins.

Eine Kryptowährung oder virtuelle verschlüsselte Währung ist eine unregulierte digitale Währung, die durch Kryptographie geschützt ist, normalerweise in einer Blockchain oder einem ähnlichen verteilten Register. Kryptowährungen sind in der Regel dezentralisiert, was bedeutet, dass keine einzelne Einheit Transaktionen oder Kontostände kontrolliert.

Kryptowährungen unterscheiden sich von den digitalen Währungen der Zentralbanken oder den Zahlungssystemen. Anders als Kryptowährungen werden sie von einer einzigen Behörde kontrolliert, die Transaktionen einfrieren und annullieren kann. Anders als zentral ausgegebene digitale Währungen können Kryptowährungen bei Verlust oder Diebstahl nicht wiedergefunden werden. Befolgen Sie bei der Aufbewahrung virtueller Währungen alle empfohlenen Sicherheitsprotokolle.

Einer der Hauptvorteile digitaler Währungen ist die Einfachheit der Zahlung, die es den Nutzern ermöglicht, Zahlungen online oder über Social-Media-Apps genauso einfach wie Bargeld zu tätigen. Es gibt auch Sicherheitsvorteile, da Geld leichter zu stehlen ist als eine digitale Geldbörse (wenn alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden).

Kryptowährungen haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie zensurresistent sind, was bedeutet, dass Transaktionen nicht beschlagnahmt oder zensiert werden können. Einige verwenden Verschlüsselung, um die Rückverfolgung von Transaktionen zu erschweren. Aus diesem Grund verwenden viele Menschen Kryptowährungen, um Steuervorschriften und Kapitalkontrollen zu umgehen oder um Darknet-Märkte zu nutzen. Einige Kryptowährungen haben ihre eigenen spezifischen Nachteile, wie Transaktionsgebühren und Umweltauswirkungen.

Digitale und globale Währungen – aktueller Stand und Ausblick – Kommt der digitale Euro?

München Burkhard Balz

1 Einleitung

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

lieber Herr Fromme,

ich danke Ihnen für die freundliche Begrüßung und die Einladung hier zum Kapitalanlagetag der Süddeutschen Zeitung in München. Ich freue mich sehr, die Konferenz mit meiner Rede abschließen zu dürfen.

Die spannenden Diskussionen und Vorträge gestern und heute zeigten aus meiner Sicht vor allem zwei Dinge:

Erstens, die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen werden uns weiterhin beschäftigen.

Zweitens, Digitalisierung bedeutet nicht nur den Einsatz neuer Technologien, sondern steht für einen wahren Umbruch ganzer Branchen. Das gilt insbesondere auch für die Finanzindustrie. Wie die Kapitalanlage wird auch der Zahlungsverkehr von einem gewaltigen Wandel erfasst.

Zentralbanken und Innovation werden in der öffentlichen Diskussion mitunter als Antipoden dargestellt, so etwa, wenn zum Beispiel auf das Zitat von Alice Rivlin, einstige Vizepräsidentin der amerikanischen Zentralbank, verwiesen wird: „The job of the Central Bank is to worry“. Dabei geht es aus meiner Sicht weniger um die „Bedenken“, sondern vielmehr um die „Sorge“. So ist unsere gesetzlich fixierte Aufgabe, für die bankmäßige Abwicklung des Zahlungsverkehrs zu sorgen. Dazu zählt natürlich neben dem Sicherstellen der Effizienz auch, innovative Prozesse zu unterstützen und zu ermöglichen.

Daher beschäftigen wir uns schon seit einigen Jahren mit Krypto-Token, die zumeist als Blockchain-basierte, kryptographisch verschlüsselte Werteinheiten daherkommen. Technisch ist dies sicherlich sehr innovativ. Aber am Ende darf vor allem eins nicht verloren gehen: das Vertrauen, und zwar in unser Geld- und Währungswesen. Und da betrachten wir einige Entwicklungen in der Tat eher mit Sorge.

Aktuell lohnt ein Blick in das kleine mittelamerikanische Land El Salvador. In diesem Staat wurde Bitcoin in der vergangenen Woche offiziell als gesetzliches Zahlungsmittel zugelassen. Ein entsprechendes Gesetz wurde bereits im Juni vom Parlament verabschiedet. Demnach haben die Bürgerinnen und Bürger nun das Recht, ihre Einkäufe in Bitcoin zu zahlen. Auch Steuern werden in Bitcoin akzeptiert. Es bleibt aber fraglich, ob diese Möglichkeit selbst in El Salvador angesichts der massiven Volatilität von Token wie Bitcoin überhaupt in größerem Umfang wahrgenommen wird. Einer im August landesweit durchgeführten Umfrage zufolge lehnen etwa 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger El Salvadors das entsprechende Gesetz ab.[1]

Dieses Beispiel zeigt, dass es nicht nur darum gehen kann, was technisch möglich ist, sondern auch darum gehen muss, wie sich die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in der digitalen Finanzwelt und im Zahlungsverkehr am besten erfüllen lassen.

Aus Sicht des Eurosystems stand zunächst im Vordergrund, die Innovationen, unter anderem die Distributed Ledger Technology zu verstehen und die Veränderungen des Zahlungsverkehrs durch Digitalisierung zu analysieren. Daraus kann man dann Schlussfolgerungen ziehen, was dies für die Zukunft unserer Währung bedeuten kann. Konkret möchte ich heute auf folgende Fragestellungen eingehen:

Welche Herausforderungen im Zahlungsverkehr ergeben sich aus der zunehmenden Digitalisierung? Welche Risiken sehen wir?

Wie können Gesetzgeber und Zentralbanken reagieren?

Und ganz besonders: Wie ist der aktuelle Stand der Planungen zu einer digitalen Währung für den Euroraum - einem digitalen Euro?

Die Corona-Pandemie sowie die daraus resultierenden Trends, Chancen und Risiken stehen nicht ohne Grund als übergeordnetes Thema über dieser Konferenz. Ich werde deshalb auch nicht ohne einige Verweise auf die Corona-Folgen auskommen.

Denn die Pandemie traf uns im Frühjahr des vergangenen Jahres und beeinflusst uns leider noch immer – wie Sie nicht zuletzt an der Art unseres Zusammenkommens merken. Gleichwohl zeigt das heutige hybride Format aber auch, welche Innovationen durch Corona in kurzer Zeit möglich geworden sind. Videokonferenzen und Homeoffice sind vielfach zum „New Normal“ geworden. Wer von uns hätte das Ende 2019 so prognostiziert?

Auch künftig werden uns die aus der Finanzwelt bekannten „schwarze Schwäne“ begegnen – also vollkommen unerwartete, aber schwerwiegende, Ereignisse wie die Corona-Pandemie. Andererseits haben viele Bereiche in den vergangenen Monaten aufgrund der Pandemie einen „Digitalisierungsschub“ erfahren. So wird zum Beispiel wesentlich mehr online bestellt als noch vor der Pandemie. Das Umsatzwachstum im Versand- und Internet-Handel in Deutschland für das gesamte Jahr 2020 betrug etwa 25 Prozent.[2]

2 Digitalisierung und veränderte Zahlungsgewohnheiten

Auch im Zahlungsverkehr hat sich gezeigt, wie sich eine zunächst nur langsam fortschreitende Entwicklung beschleunigen kann.

Die bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten werden seit Jahren beliebter und insbesondere die Kontaktlos-Technologie hat diesem Trend einen zusätzlichen Schub gegeben. So stieg der Anteil der Zahlungen, die kontaktlos durchgeführt wurden, von 46 Prozent im ersten Halbjahr 2020 auf 64 Prozent im gleichen Zeitraum 2021.[3]

Auch eine Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland[4] zeigt, dass die Bedeutung bargeldloser Zahlungen stark zugenommen hat. Verglichen mit der Studie aus dem Jahr 2018 ist der Anteil der Kartenzahlungen an der Ladenkasse und im Onlinehandel um circa zehn Prozentpunkte gestiegen. Auch hier nahm die Kartennutzung vor allem durch häufigere kontaktlose Kartenzahlungen zu.

Gleichzeitig scheint die Pandemie einen schon länger andauernden Rückgang der Bedeutung von Bargeld für Zahlungen verstärkt zu haben. Während eines Zeitraumes von nur drei Jahren ging der Anteil von Barzahlungen an den gesamten Transaktionen von 74 Prozent auf 60 Prozent zurück. Wie dauerhaft der Einfluss der Pandemie letztlich sein wird, muss sich erst noch zeigen.

Wir sehen aber auch, dass Bargeld im Alltag für viele Menschen in Deutschland nach wie vor ein wichtiges Zahlungsmittel bleibt. Ich möchte deshalb betonen, dass Bargeld auch in einer digitalen Zukunft seine Berechtigung behalten wird. Denn Bargeld hat einzigartige Vorteile: Es ist einfach zu handhaben, allen Menschen in unserer Gesellschaft zugänglich, für Zahlungen wird kein Terminal oder elektronisches Gerät benötigt, und außerdem bleibt die Privatsphäre in einem sehr hohen Maße geschützt.

Trotzdem stellt sich angesichts der fortschreitenden Digitalisierung die Frage, ob es einer digitalen Ergänzung zum Bargeld bedarf und wie diese aussehen sollte.

3 Markt im Wandel: FinTechs und Stablecoins

Ebenjenes Bargeld wird von den Zentralbanken bereitgestellt. Wir geben die Banknoten heraus, die dann über die Geschäftsbanken und den Handel in den Umlauf und zu den Bürgerinnen und Bürgern gebracht werden. Auch in anderer Hinsicht ist der Zahlungsverkehr durch eine nahezu symbiotische Beziehung zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor geprägt. Zentralbanken betreiben Zahlungssysteme für Großbetragszahlungen als Infrastrukturen für den Interbankenmarkt und als Rückgrat für Finanzindustrie und Wirtschaft. So wird gewährleistet, dass Zahlungen sicher und effizient in Zentralbankgeld ausgeführt werden.

Darauf aufbauend bildet der private Sektor erfolgreich die Schnittstelle zu den Kundinnen und Kunden, auch indem er Bankeinlagen als Giralgeld zur Zahlungsabwicklung anbietet. Geschäftsbanken und andere Zahlungsdienstleister verfügen über langjährige Erfahrung. Sie haben das, was die Marketingleute als Customer Experience bezeichnen. Private Anbieter -­ und das sind traditionell Banken - können die sich wandelnden Kundenbedürfnisse am besten erfüllen. Dies gilt in meinen Augen im Zahlungsverkehr ebenso wie in der Kapitalanlage.

In jüngerer Zeit aber treten neben Banken neue Akteure mit neuen Geschäftsmodellen in den Markt ein. Auch hier sehe ich weitgehende Ähnlichkeiten im Kapitalanlage- und im Zahlungsverkehrsmarkt: Der Trend zur Digitalisierung hat zur Entstehung neuer Unternehmenstypen wie Robo-Advisors oder verschiedener Anlageplattformen geführt. Auch im Zahlungsverkehr bieten FinTechs innovative Nutzererlebnisse. Der Trend geht dahin, dass der Zahlungsvorgang in vollständig digitale Wert­schöpfungsketten „eingebettet“ wird. Zugleich wird die Basisdienstleistung „Zahlung“ durch zusätzliche Dienste ergänzt wie etwa um Konsumentenkredite nach dem Prinzip „Buy now, pay later“.

Gleichzeitig drängen „BigTechs“ wie Google, Apple oder Facebook mit eigenen Lösungen auf den Markt. Denn im gesamten Finanzsektor gilt: Digitale Plattformen und digitale Ökosysteme werden größer, wichtiger und erobern neue Märkte. Geografische Grenzen verlieren dabei immer stärker an Bedeutung. Globale Plattformen können vermehrt ihre eigenen Standards und Regeln festsetzen. Dies ermöglicht zwar ein ganzheitliches Kundenerlebnis, gleichzeitig entstehen jedoch Lock-in-Effekte für die Kundinnen und Kunden und die alternativen Anbieter zu den Plattformen werden weniger.

Konkret stellen im Zahlungsverkehr insbesondere Krypto-Assets, Stablecoins, aber auch digitale Währungen anderer Zentralbanken die etablierten Marktakteure ebenso wie den Gesetzgeber und die Zentralbanken in Europa vor Herausforderungen.

Krypto-Assets wie Bitcoin werden zurzeit vorwiegend zu spekulativen Zwecken eingesetzt und sind aufgrund ihrer starken Wertschwankungen für Zahlungszwecke kaum sinnvoll einsetzbar. Wir blicken dennoch aufmerksam auf andere Länder wie El Salvador. Zudem ist das Bitcoin-Transaktionssystem aufgrund des energieintensiven Konsensverfahrens weder wirtschaftlich effizient noch ökologisch vertretbar.

Bei Stablecoins hingegen wird versucht, Wertstabilität durch eine Kopplung an eine Währung wie den Dollar oder den Euro zu erreichen. Zudem versprechen die jeweiligen Emittenten eine digitale, sehr günstige, bequeme und inklusive Zahlungsabwicklung – und das sogar noch global.

Hinzu kommen offizielle digitale Währungen. Bisher existieren nur der Sand Dollar auf den Bahamas sowie das sogenannte DCash in der ostkaribischen Währungsunion. Und der digitale Renminbi in China befindet sich kurz vor der Ausgabe.

Ein zurzeit stark diskutiertes und von vielen durchaus als Bedrohung gesehenes Szenario wäre, wenn die zuvor erwähnten großen digitalen Plattformen eigene Stablecoins herausgeben würden, da diese mit signifikanten Risiken behaftet sind. Sollten solche Stablecoins zum Beispiel nicht transparent und sicher mit Einlagen gedeckt oder nur eingeschränkt in andere Geldformen wie staatliche Währungen konvertierbar sein, birgt dies das Risiko von Verlusten. Zudem würde es zu einer Fragmentierung des Zahlungsverkehrs führen. Solche privat emittierten Geldformen könnten in bestimmten Anwendungsfällen zum dominierenden Zahlungsmittel werden. Die Marktmacht der großen Plattformen lässt diesen Ausblick zu. Die Auswirkungen könnten schwerwiegend sein: Die traditionelle Rolle des Geldes könnte sich grundlegend ändern.

4 Antworten von Zentralbanken und Regulatoren ( MiCA )

Welche Antworten finden Regulatoren und Zentralbanken auf die Herausforderungen und Risiken, die durch Krypto-Assets, Stablecoins und andere Entwicklungen im Zahlungsverkehr entstehen?

Auf regulatorischer Ebene ist hier zuvorderst die Markets in Crypto Assets (MICA)-Verordnung zu nennen. Die Europäische Kommission hatte einen entsprechenden Vorschlag für eine Verordnung zur Regulierung von Krypto-Asset-Märkten vorgelegt, die Ende 2022 in Kraft treten soll. Aktuell besteht auf europäischer Ebene im Rahmen des sogenannten Trilogs zwischen Europäischer Kommission, dem Rat der EU und dem Europäischen Parlament jedoch weiterer Abstimmungsbedarf.

Sollte die Verordnung verabschiedet werden, wäre sie insbesondere auf Stablecoins anzuwenden. Die EU hätte einen einheitlichen europäischen Regulierungsrahmen für Krypto-Assets geschaffen. Damit wäre ein wichtiger Meilenstein gesetzt, um die oben beschriebenen Risiken von Stablecoins einzuhegen. Ebenso wäre damit ein Beitrag zur Stabilität der Märkte für Krypto-Assets im Besonderen, aber auch der Finanzmärkte im Allgemeinen erreicht.

Denn eines steht fest: Bei diesem Thema sind angesichts der Internationalität der Märkte nationale Initiativen nicht ausreichend. Auch regulatorische Arbitrage ist nicht ausgeschlossen, sodass es wichtig ist, gesamteuropäisch an einem Strang zu ziehen. Zusätzlich ist eine größtmögliche internationale, am besten weltweite Abstimmung notwendig.

Es wird aber auch die Frage gestellt, ob nicht nur der Regulator, sondern auch die Zentralbanken angesichts der Veränderungen im Markt handeln müssen. Denn die Zentralbanken sind Währungshüter, und als solche für die Stabilität und das Vertrauen in die gemeinsame Währung des Euroraums zuständig. Wenn in einer digitalisierten Welt eine neue Art von digitalem Geld erforderlich sein sollte, müssen wir prüfen, wie wir unsere Währung zukunftsfest aufstellen können.

5 Der digitale Euro

Deshalb hat das Eurosystem beschlossen, sich näher mit der möglichen Ausgabe eines digitalen Euro zu beschäftigen.

Die Diskussionen hatten im vergangenen Herbst Fahrt aufgenommen. In einem Bericht der High-Level Task Force der EZB , wurden Szenarien beschrieben, die die Einführung eines digitalen Euro erforderlich machen könnten.

Im Eurosystem fanden nach der Veröffentlichung des Berichts weitere Diskussionen, Konsultationen und technische Experimente statt. Ziel dieser Arbeiten war es, Potenziale und Risiken eines digitalen Euro besser zu verstehen und mögliche Auswirkungen genauer einschätzen zu können.

Einige Eckpunkte stehen inzwischen fest: Der digitale Euro würde vom Eurosystem selbst, also der Europäischen Zentralbank und den nationalen Notenbanken der Mitgliedsländer emittiert werden. Er würde der Allgemeinheit, also sowohl den Bürgerinnen und Bürgern als auch den Unternehmen, zur Verfügung stehen. Der digitale Euro würde den Zugang zu ausfallsicherem Zentralbankgeld auch in digitaler Form sicherstellen und somit das Bargeld ergänzen.

An dieser Stelle möchte ich das Wort „ergänzen“ nochmals unterstreichen. Solange eine Nachfrage nach Bargeld besteht, werden Notenbanken Bargeld in gewohnter Qualität zur Verfügung stellen. Der digitale Euro soll eine Ergänzung und nicht ein Ersatz des Euro-Bargelds sein.

Mitte Juli dieses Jahres hat der EZB -Rat nun die Entscheidung getroffen, eine zweijährige Unter­suchungsphase zum digitalen Euro zu starten. Gegenstand dieser Phase wird vor allem die Abwägung verschiedener Designoptionen sein. Hierbei stellen sich ganz praktische Fragen nach dem Zugang zum digitalen Euro. Vorstellbar wäre eine Wallet im Smartphone, aber auch weitere Zugangswege ohne Mobilgerät müssen in Erwägung gezogen werden. Schließlich sollte ein digitaler Euro auch für weniger digitalaffine Bevölkerungsgruppen nutzbar sein.

Wir werden auch während der Untersuchungsphase mögliche Synergien mit dem Privatsektor diskutieren. Denn auf Basis der Expertise des Privatsektors könnten neue, auf einem digitalen Euro aufsetzende, Lösungen erarbeitet werden. Insbesondere im Bereich sogenannter programmierbarer Zahlungen könnten auf diese Weise innovative Produkte und Dienstleistungen im Internet der Dinge entstehen.

Gleichzeitig sollte sich der Fußabdruck der Zentralbank im Finanzsystem durch einen digitalen Euro nicht zu sehr vergrößern. Der Privatsektor ist auch bei einem digitalen Euro an der Kundenschnittstelle aus meiner Sicht unverzichtbar. Wir setzen daher bei der Entwicklung sehr stark auf die Kommunikation mit den relevanten Marktakteuren. Hierzu werden nicht nur die Anbieterseite, also die Zahlungsdienstleister einschließlich der Geschäftsbanken, in die Entwicklung miteinbezogen. Genauso wichtig ist uns auch die Seite der Nutzerinnen und Nutzer, vertreten durch Verbraucherschutz, den Handel oder anderen Unternehmen. Nur wenn wir die Anliegen und Bedürfnisse sämtlicher Stakeholder verstehen und berücksichtigen, würde ein digitaler Euro einen echten Mehrwert schaffen.

Gleichzeitig – und damit wären wir dann doch wieder bei Alice Rivlins Aussage „ The job of the Central Bank is to worry “ – muss Sorge getragen werden, dass die damit verbundenen Risiken geprüft und am Ende wirksam kontrolliert werden können. Ein digitaler Euro darf weder im Zahlungsverkehr noch im Finanzsystem oder der Realwirtschaft zu nicht beherrschbaren Risiken führen. Zielkonflikte gilt es abzuwägen, und die Auswirkungen der Einführung eines digitalen Euro müssen im selben Maße analysiert werden wie jene der Nicht-Einführung.

Die enge Kooperation zwischen Privatsektor und Zentralbanken ist in meinen Augen der Schlüssel zum Erfolg. Innovative und flexible Lösungen für den Zahlungsverkehr im Euroraum lassen sich nur gemeinsam entwickeln. Um Vertrauen in den Euro zu festigen, sollte auch die Interoperabilität zwischen einem digitalen Euro und anderen Geldformen sowie anderen digitalen Zentralbankwährungen – gerade auch um eine internationale Nutzung zu ermöglichen – höchste Priorität haben.

Die Entscheidung, ob ein digitaler Euro auch tatsächlich eingeführt wird, fällt der EZB -Rat übrigens erst nach Abschluss der Untersuchungsphase. Im Anschluss daran könnte sich eine etwa dreijährige Phase der Realisierung und Markteinführung anschließen.

6 Fazit

Meine Damen und Herren,

unser Ziel als Zentralbank ist es, auch künftig für Effizienz und Sicherheit im Zahlungsverkehr zu sorgen und das Vertrauen in den Euro zu sichern. Wir müssen die Potenziale der Digitalisierung nutzen und Zahlungslösungen für alle Bevölkerungsgruppen bereitstellen.

Gleichzeitig müssen wir die Risiken im Auge behalten und so weit wie möglich minimieren. Dies gilt sowohl für die Regulierung der Märkte als auch im Hinblick auf Überlegungen zu zentralbankseitig unterstützten Bezahllösungen.

Denn auch um die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr zu wahren, müssen wir auf verschiedene Szenarien vorbereitet sein. Ein digitaler Euro könnte aus meiner Sicht auch sehr gut die Innovationskraft privater Initiativen im Hinblick auf starke, europaweit nutzbare Bezahllösungen ergänzen und weiter fördern. Von der Innovationskraft der Finanzwirtschaft konnten wir uns hier in den vergangenen beiden Tagen ein Bild machen. Die spannenden Vorträge, Diskussionen und Ideen haben erneut gezeigt, wie groß der Innovationsgeist in der Branche ist. Und auch wenn die Zentralbanken vielleicht stärker auf die Risiken schauen als innovationsfreudigere Entrepreneure, gilt aus meiner Sicht nach wie vor die Aussage von Roman Herzog in seiner berühmten „Ruck-Rede“ aus dem Jahr 1997: Die Fähigkeit zur Innovation entscheidet unser Schicksal.

Fußnoten:

Digitales Geld – Digitale Währungen

Definition

Digitales Geld

"Digitales Geld" erklärt sich eigentlich schon von selbst. Denn Geld auf Bankkonten ist schon seit Jahren digital. Es kann dort aufbewahrt, in Form von Bargeld abgehoben oder elektronisch auf andere Konten verschoben werden.

Inzwischen gibt es aber eine neue Form von digitalem Geld: Digitale Währungen (siehe unten)

Digitale Währungen

Digitale Währungen werden im Englischen auch "Central Bank Digital Currency" (CBDC) genannt. Sie können eng und weit gefasst werden. Eng meint echte Währungen wie den Euro oder die Schwedische Krone in digitaler Form, also zum Beispiel den E-Euro oder die E-Krona. Weit gefasst geben auch private Unternehmen oder Organisation ihre eigene "Währung" aus (siehe unten).

Digitale Zentralbank-Währungen

Ein paar kleine Länder haben bereits eigene digitale Währungen eingeführt, wie zum Beispiel (Stand: 01/2021):

Bahamas

Venezuela

Andere Länder oder Verbände planen oder testen die Einführung einer eigenen digitalen Währung. Dazu gehören (Auswahl; Stand: 01/2021):

Europäische Union

China

Schweden

Norwegen

Russland

Damit gibt es neben dem Bargeld und dem Geld auf Bankkonten ein drittes Medium für Geld. Denn dank digitaler Währungen können Nutzer Geld innerhalb von Sekunden auch über Ländergrenzen hinweg versenden. Heutzutage dauert dies teilweise Tage oder gar Wochen und ist gebührenpflichtig.

Gut zu wissen: Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) betreiben bereits 60 Prozent Zentralbanken praktische experimentelle Arbeit an Digitalwährungen. Demnach werden Zentralbanken wohl für ein Fünftel der Weltbevölkerung in den nächsten drei Jahren eine CBDC zur allgemeinen Nutzung herausgeben (Stand: 02/2021). Ende 2020 sagte der Chef der US-Notenbank Jerome Powell, dass 80 Prozent der Zentralbanken weltweit die möglichen Vorteile einer eigenen digitalen Währung untersuchen (Stand: 05/2021)

Lesetipp: Welche Banken Instant Payment anbieten (wollen)

Eurozone: Digital Euro

Die Europäische Zentralbank (EZB) plant die Einführung des "Digital Euro" als digitales und stabiles Zentralbankgeld – im Gegensatz zu privaten Komplementärwährungen, welche eher eingeschränkt werden sollen. Die EU-Kommission unterstützt diese Pläne ausdrücklich und arbeitet mit der EZB in einer Expertengruppe, um Fragen um den E-Euro zu klären. Dieser soll zum Beispiel nicht auf der Blockchain-Technologie basieren (im Gegensatz zur E-Krone von Schweden), sondern wohl auf dem TIPS-Bezahlsystem (Stand: 06/2021).

Der digitale Euro soll dem Bargeld und dem Geld auf Bankkonten als drittes Medium existieren. Der E-Euro soll das Münzen und Scheine nicht ersetzen, sondern ergänzen und daneben existieren (wahrscheinlich im Gegensatz zum E-Yuan in China; siehe unten). Er wird zwar von der EZB kontrolliert, soll jedoch wie Bargeld nicht verzinst werden. Es soll also weder Guthaben- noch Minuszinsen geben.

Gut zu wissen: Der digitale Euro soll zukünftig überall (in der Eurozone) akzeptiert werden. Dies wäre ein weiterer Unterschied zu Bitcoin und Co. Dies ist zwar kein gesetzliches Zahlungsmittel, aber weltweit einsetzbar.

Nutzer könnten ein freiwilliges und kostenloses Konto direkt bei der EZB bekommen, so Prof. Ulrich Bindseil von der Europäischen Zentralbank. Dieses Konto könnte zudem mit einem Girokonto verknüpft sein und wohl (vorerst) ein begrenztes Guthaben von 3.000 Euro aufweisen. Damit soll verhindert werden, dass Bürger zum Beispiel in Krisenzeiten große Geldmengen von ihren "normalen" Bankkonten in digitales Geld umwandeln. Im Alltag sollen Nutzer den E-Euro in Sekundenschnelle an andere User schicken können – auch über Ländergrenzen hinweg. Dies dauert je nachdem aktuell noch Tage und ist teilweise auch gebührenpflichtig.

Gut zu wissen: Wie lange dauert eine Überweisung?

Der digitale Euro soll wohl bereits ab Mitte 2021 für sechs Monate getestet werden. Verläuft diese Pilotphase erfolgreich, soll er Anfang 2021 flächendeckend in der Euro-Zone eingeführt werden. Allerding sagten EZB-Präsidentin Christine Lagarde (siehe Zitat) im Januar 2021 sowie EZB-Direktor Fabio Panetta im März 2021, dass sie mit der Einführung eines digitalen Euro ungefähr in fünf Jahren rechnen - also 2026:

"Wir werden einen digitalen Euro haben. Das ist nicht für morgen, das wird einige Zeit benötigen, um sicherzustellen, dass es etwas gibt, was sicher ist.

Bereits Ende 2020 sagte Lagarde:

"Wir sollten darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro einzuführen, sollte dies erforderlich werden."

Vom 12. Oktober 2020 bis 12 Januar 2021 befragte die EZB Bürger, Fachleute aus Wissenschaft und Finanzsektor sowie Behördenvertreter zum digitalen Euro. 8221 Antworten erreichten die EZB dazu. Sie sollen im Frühjahr 2021 vorgestellt werden. Mitte 2021 will die Europäische Notenbank eine Grundsatzentscheidung treffen, ob das Projekt "E-Euro" weiterverfolgt wird.

Falls die EZB dies tut, beginne eine rund zweijährige Untersuchungsphase. In dieser sollen die Kerneigenschaften des E-Euros festgelegt werden. Danach müsse der EZB-Rat über die Projekt-Umsetzung entscheiden, so Panetta.

Kritikern dauern diese Prozesse zu lang, sodass die Einführung auch erst 2030 oder sogar noch später stattfinden könnte.

"Auch wenn bislang noch keine offizielle Entscheidung über die Einführung einer digitalen Währung der EU getroffen wurde, rechnen Branchenexperten fest mit einer Umsetzung."

Das sagt Dr. Jörn Heckmann, Rechtsanwalt bei der Wirtschaftskanzlei CMS Deutschland und Mitglied des Geschäftsbereichs Technology, Media, Communications (TMC), dem Fachmagazin "Institutional Money".

Gut zu wissen: Die niederländische Zentralbank würde zukünftig gern einen Probelauf mit dem digitalen Euro durchführen, da die Niederländer sowieso oft bargeldlos bezahlen.

Frankreich & Schweiz

Die Notenbanken Frankreichs (Banque de France) und der Schweiz (SNB) wollen erstmals grenzüberschreitende Transaktionen von Digitalwährungen (CBDC) testen. Die Großbanken UBS und Credit Suisse sowie die französische Geschäftsbank Natixis sollen im Rahmen dieses Pilotprojekts Kreditgeschäfte mit digitalem Zentralbankgeld abwickeln. Konkret geht es um die digitalen Versionen des Euro und des Schweizer Franken.

China: E-Yuan/Digitaler Yuan

Die chinesische Notenbank "People’s Bank of China" (PBoC) arbeitet seit 2014 an einer eigenen digitalen Währung als gesetzlichem Zahlungsmittel. Diese hat verschiedene Namen:

E-Yuan

Digitaler Yuan

Digital Renminbi

E-Renminbi

Für die Nutzung ist kein Bankkonto nötig. So können auch Ausländer und andere Menschen ohne eigenes Konto die digitale Währung in China nutzen.

Ähnlich wie viele Bezahldienste in Europa funktioniert der E-Yuan mit Near Field Communication (kurz NFC). User halten zum Beispiel ihre zwei Smartphones aneinander, um Geld auszutauschen. Ein Internetzugang ist dabei nicht nötig – ganz im Gegensatz zu Alipay oder Wechat Pay (sehe unten).

China testet seine digitale Währung wohl bereits in der Praxis (Stand: 01/2021). Bis Dezember 2020 war sie nur in stationären Ladengeschäften in einigen chinesischen Städten einsetzbar. Seitdem kann der digitale Yuan auch auf der chinesischen Shopping-Website beim Kauf ausgewählter Produkte eingesetzt werden. Inzwischen sollen Chinesen den E-Yuan an mehr als 10.000 Akzeptanzstellen ausgeben können. Dazu gehören unter anderem Huawei und die Fintech-Giganten Tencent und Ant Group (Stand: 04/2021).

Die Pilotphase könnte im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein. Denn laut europäischen Zentralbankern soll sie noch im Laufe des Jahres ausgerollt werden. Demnach soll der E-Yuan schon während der Olympischen Winterspiele im Februar 2022 verfügbar sein. Währenddessen sollen nicht nur Einheimische, sondern auch ausländische Besucher digitale bezahlen. Nicht umsonst kooperiert China bereits für ein gemeines Projekt mit der Bank für internationalen Zahlungsausgleich, um herauszufinden, wie die Digitalwährung auch über eigene Grenzen hinweg eingesetzt werden können. Im Frühjahr 2021 wurde bekannt, dass China bereits Plattformen testet, auf denen der digitale Yuan frei mit anderen Fiat-Währungen gehandelt werden kann.

Das Land will damit wohl die weltweite Monopolstellung des US-Dollars brechen. Außerdem könnte der Staat so die Kontrolle über das digitale Zahlungssystem zurückgewinnen. Denn aktuell bezahlen viele Chinesen bereits per Alipay und WechatPay. Diese Vormachtstellung soll wohl ebenso gebrochen werden. Immerhin sind viele Nutzer damit schon einmal an den mobilen Einsatz beim Bezahlen gewöhnt. Abgewöhnt werden soll ihnen dagegen die Anonymität von Kryptowährungen wie Bitcoin und Co - und zwar unter anderem durch das geltende Verbot von heimischen Kryptobörsen und sogenannten Initial Coin Offerings (ICO). Dabei wurden geschätzt bis zu 70 Prozent des weltweiten Kryptoangebots in China geschaffen. Im April 2020 lag dieser Wert laut der University of Cambridge noch bei rund 65 Prozent. Viele ansässigen Bitcoin-Miner wollten daher mit ihren Farmen in andere Länder weiterziehen. Beliebt sei dabei wohl der US-Bundesstaat Texas, unter anderem weil die Energie verhältnismäßig kostengünstig und die Politik ihnen freundlicher gesinnt sei (Stand: 07/2021).

Ende April 2021 sagte der Vize-Gouverneur der chinesischen People’s Bank of China (PBOC) Li Bo, dass Kryptowährungen keine Zahlungsmittel, sondern "Investment-Alternativen" seien (Stand: 05/2021).

Laut dem Mercator Institute for China Studies (MERICS) bezahlen mehr als 80 Prozent der 900 Millionen mobilen Internetnutzer in China bereits per Smartphone. Der chinesische Staat hätte zudem auch die Übersicht über alle digitalen Transaktionen. Die Regulierungsbehörden könnten dann den gesamten Geldfluss überwachen.

Um die eigenen Bürger an die digitale Währung zu gewöhnen, hat die staatliche People’s Bank of China Ende 2020 eine Lotterie in den Städten Shenzen und Suzhou durchgeführt. Insgesamt 150.000 Gewinner haben Codes für digitale Yuan im Wert von jeweils rund 30 Euro erhalten. Auch Anfang 2021 gab es eine weitere, ähnliche Lotterie in einer weiteren Stadt. Ob und wie die Bürger darauf reagiert haben, ist noch nicht bekannt (Stand: 03/2021).

Seit dem Juni 2021 können Fahrgäste die Tickets in 24 U Bahn-Linien in Peking mit der digitalen Währung der chinesischen Zentralbank (CBDC) bezahlen - sogar kontaktlos über die mobile Yuan-Geldbörse der "Bank of China. Daneben testet die "China Construction Bank" eine biometrische "Hard Wallet"-Smartcard. Damit sollen Privatkunden den digitalen Yuan per Fingerabdruck verwalten und ausgeben können (Stand: 07/2021).

USA: E-Dollar

Aktuell arbeitet die US-Notenbank Federal Reserve mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei Boston an einer Technologie für einen möglichen E-Dollar (Stand: 05/2021). Dennoch ist es laut Fed-Chef Jerome Powell noch offen, ob es eine Einführung des digitalen US-Dollars geben wird:

"Es ist noch keine Entscheidung getroffen."

Demnach diesen Sommer ein Diskussionspapier erscheinen, in dem die Chancen und Risiken sorgfältig abgewogen werden. Solch ein Großprojekt müsse in der breiten Öffentlichkeit diskutiert sowie von Regierung und Kongress per Gesetz abgesegnet werden. Zudem müssten die USA nicht der erste Staat bei der Einführung einer digitalen Zentralbank-Währung sein. Dabei soll auch der US-Dollar nicht ersetzt, sondern ergänzt werden (Stand: 06/2021).

Im Gegensatz dazu sind in den USA in den kommenden zwölf Monaten fünf Pilotprogramme für einen digitalen Dollar geplant, um die potenziellen Vorteile einer digitalen Zentralbankwährung zu untersuchen. Drei der Pilotprogramme starten wohl noch in den kommenden zwei Monaten, um das MIT-Projekt der Fed zu ergänzen (Stand: 05/2021). Dies gab die privatwirtschaftliche Initiative Digital Dollar Project Anfang Mai 2021 bekannt. Hinter diesem Projekt steht eine Kooperation aus der Unternehmensberatung Accenture und der Digital Dollar Foundation, einer 2020 gegründeten gemeinnützigen Stiftung.

Auch der Präsident der US-Zentralbank von Dallas Robert Kaplan ist für die Einführung eines digitalen US-Dollars. Er sagte im November 2020 auf einer virtuellen Konferenz von Bloomberg:

"Es ist wichtig, dass sich die US-Zentralbank in den kommenden Monaten und Jahren auf die Entwicklung einer digitalen Währung konzentriert."

Übrigens: Der Marktwert aller Kryptowährungen zusammen soll mit 2,3 Billionen US-Dollar mehr wert sein als es US-Dollar in Bargeld (2 Billionen US-Dollar) gibt (Stand: 05/2021). Anfang 2021 waren Bitcoin und Co noch rund 1 Bio US-Dollar wert.

Schweden: E-Krona

Die schwedische Zentralbank Riksbank arbeitet seit 2017 Projekt E-Krona. Seit Frühjahr 2020 lief ein Pilotversuch, in dem simulierte Nutzer die E-Krona testweise in einer digitalen Wallet halten, und Transaktionen sowie Abhebungen per App tätigen sollen. Die E-Krone basiert auf der der Blockchain-Technologie (im Gegensatz zum E-Euro).

Die schwedische Regierung will seit Ende 2020 prüfen, ob es nur noch die digitale Währung nutzen könnte. Die E-Krona soll das Bargeld laut Riksbank jedoch nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Denn die digitale Währung muss nicht nur funktionieren, sondern auch für alle verfügbar sein.

Im März 2021 hat die schwedische Zentralbank ein erstes Fazit zur E-Krona gezogen. Demnach hat sie ein paar Nachteile gegenüber Bargeld. Denn das digitale Zentralbankgeld ermöglicht keine anonymen Zahlungen. Zudem seien Kontrollen auf Kosten der Anonymität notwendig, um doppelte Ausgaben derselben Währungseinheit zu verhindern (Stand: 03/2021).

Seit Ende Mai 2021 führen die schwedische Zentralbank "Riksbank" und die Handelsbanken einen ersten Praxistest mit der "E-Krone" durch. Sie reagieren mit diesem Pilotprojekt unter anderem auf den Boom der Kryptowährungen. Nach der simulierten Nutzung können nun auch externe Teilnehmer das digitale Zentralbankgeld (CBDC) testen. Laut Stefan Ingves von der Riksbank könnte Schweden innerhalb von fünf Jahren eine eigene CBDC haben. Im Juni 2021 wurde bekannt, dass die Testphase aufgrund von technischen Problemen vorerst bis 2026 verlängert wird.

Schweden als Vorreiter: Der Anteil der Barzahlungen in Schweden lag 2020 bei nur 9 Prozent. Zehn Jahre zuvor waren es immerhin noch 39 Prozent. Inzwischen bezahlen aber viele Schweden digital, vor allem per Smartphone-App Swish.

Norwegen: E-NOK

Ende April 2021 hat Norwegens Zentralbank angekündigt, dass sie die technische Lösungen für eine eigene CBDC in den kommenden zwei Jahre testen will. Dabei will sie auch die Notwendigkeit und die Auswirkungen der Einführung analysieren. Die "Norges Bank" arbeite selbst seit vier Jahren an der Erforschung von CBDCs. Der endgültige Start werde aber "noch einige Zeit in der Zukunft liegen". Laut der Zentralbank sind die Bargeldzahlungen in Norwegen wohl die niedrigsten weltweit.

Oystein Olsen von der "Norges Bank" sagte:

"Das Bargeld der Zentralbank verleiht dem Zahlungssystem eine Reihe wichtiger Attribute, die für die Beibehaltung und Weiterentwicklung durch die Ausstellung eines CBDC relevant sein können. Um entscheiden zu können, ob die Ausstellung eines CBDC angemessen ist, sind zusätzliche Kenntnisse erforderlich."

Bahamas: Sand-Dollar

Die Bahamas waren im Oktober 2020 das weltweit erste Land, das mit dem Sand-Dollar offiziell eine eigene digitale Zentralbank-Währung ausgegeben hat. Sie ist eins zu eins an den Bahamas Dollar gekoppelt und seit dem 20. Oktober für knapp 400.000 Einwohner verfügbar.

Die Bürger haben eine Prepaid-Karte erhalten. Diese können sie per Smartphone-App aufladen und so damit bezahlen oder Geld mobil versenden. Mindestens 90 Prozent der Einwohner haben ein Smartphone.

Bereits 2019 startete ein Pilotprogramm mit 48.000 digitalen Sand-Dollar auf zwei der 700 Bahamas-Inseln. Der Staat liegt südöstlich von Florida.

Gut zu wissen: Nach den Bahamas soll nun auch bald der digitale Dollar der Ostkaribischen Union starten. Jamaika will wohl ebenso eine eigene Digitalwährung einführen.

Private/Unabhängige Digital-Komplementärwährung von Unternehmen oder Organisation

Private Komplementärwährung sind digitale "Währungen" von Unternehmen oder Organisation. Offiziell dürfen sie gar nicht Währung genannt werden. Denn diese muss in der Regel von einer Zentralbank herausgegeben werden. Bitcoin, Diem (ehemals Libra) und Co sind oder sollen jedoch (eigentlich) unabhängig von diesen staatlichen Institutionen sein (mehr dazu siehe unten).

Facebook: Diem (ehemals Libra)

Facebook hat die private Komplementärwährung Diem (damals noch unter dem Namen Libra) im Juni 2019 erstmals in einem Whitepaper angekündigt. Diese Neuigkeit hat eine große Welle von Kritik – vor allem von Zentralbanken und anderen staatlichen Stellen und Politikern – hervorgerufen. In dem zweiten Whitepaper im April 2020 reagierte Facebook auf diese Kritik und änderte einige Punkte.

Im November hieß es, dass Libra bereits im Januar 2021 starten würde (, was nicht eintrat). Im Dezember 2020 kündigte die Libra Association dann die neue Marke Diem an. Sicher ist, dass Facebooks rund 3 Milliarden Nutzer Diem noch im Jahr 2021 nutzen sollen. Ab wann genau dies geplant ist, ist zumindest offiziell nicht bekannt.

Grundsätzlich sollen Nutzer Diem dann mit ihrer eigenen Landeswährung kaufen können. Die Diem Association soll dieses Geld möglichst sicher anlegen und in US-Dollar umwandeln. Der erwünschte Gewinn soll in die Diem Association fließen, welche zum Beispiel die Technik hinter der Komplementärwährung bereitstellt. Private Nutzer sollen keine Guthabenzinsen bei Diem erhalten.

Kryptowährungen wie Bitcoin und Co

Kryptowährungen sind ebenso keine echten Währungen. Denn sie sind in der Regel vollkommen unabhängig von Zentralbanken. Kryptowährungen basieren – wie der Name bereits verrät – auf kryptographischen Werkzeugen wie Blockchains und digitalen Signaturen. Die Blockchain dient als Sicherheits-Mechanismus, indem eine Reihe von Daten geschickt miteinander verknüpft werden.

Es gibt mehrere tausend Kryptowährungen. Zu den größten und bekanntesten gehören unter anderen (Auswahl; Stand: 01/2021):

Bitcoin

Ether

Tether

Ripple

Binance Coin

Gut zu wissen: Es können maximal 21 Millionen Bitcoins erzeugt werden. Das Mining und weitere Rechenprozesse verbrauchen ungefähr so viel Energie wie die Niederlande (Stand: 07/2021).

Bitcoin wurde 2009 als erste Kryptowährung öffentlich gehandelt. Aktuell ist sie die größte und wohl bekannteste Kryptowährung der Welt. Daher werden alle anderen in der Regel als Altcoins bezeichnet. Alt- steht dabei für "Alternative zu Bitcoin". Anfang 201 erreichte Bitcoin einen Wert von mehr als 40.000 Dollar:

An dem Verlauf ist die hohe Volatilität von Bitcoin zu erkennen. Der Wert schwankt also dermaßen, dass der Einsatz bei Käufen zwar schnell teuer oder aber sehr günstig werden kann.

Bei einer Bundesbank-Umfrage im Herbst 2020 gaben 3 Prozent der Teilnehmer an, dass sie schon mal Krypto-Token gekauft hätten. Weitere würden dies erwägen. 80 Prozent der Befragten können sich das nicht vorstellen.

Wichtig: Inhaber von Kryptowährungen sollten gut auf ihre Zugangsdaten aufpassen. Denn neben Hackern kann auch ein einfacher Verlust viel Geld kosten. Denn einigen Usern ist es bereits so ergangen.

Im Juni 2021 hat El Salvador Bitcoin als erstes Land der Welt offiziell zum gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht – neben dem US-Dollar. Das hat Präsident Nayib Bukele bei einer Konferenz in Miami bekannt gegeben. Bereits im September 2021 sollen alle Unternehmen in dem lateinamerikanischen Land die Kryptowährung akzeptieren, die dazu technisch in der Lage sind. Dies gilt unter anderem als bemerkenswert, weil die Internetabdeckung eher schlecht ist und sich viele Bürger gar kein Smartphone leisten können. Laut Bukele besitzen 70 Prozent der Bevölkerung El Salvadors kein Bankkonto. Er sagte auch: "Die Verwendung von Bitcoin wird optional sein, niemand wird Bitcoin erhalten, wenn er es nicht will."

Kryptowährungen bei Unternehmen

Kreditkarten-Anbieter

Visa hat Ende März 2021 angekündigt, dass es im Rahmen eines Pilotprojekts Transaktionen mit der stabilen Kryptowährung "USD Coin" auf der Zahlungs- und Kryptoplattform ermöglichen will. Der Kreditkarten-Anbieter will diesen Test noch in diesem Jahr 2021 auf weitere Partner ausdehnen.

Gut zu wissen: Der "USD Coin" ist eine Stablecoin-Kryptowährung, deren Wert direkt an den US-Dollar gebunden ist und dem die Ethereum-Blockchain zugrunde liegt.

Cuy Sheffield, Leiter der Krypto-Abteilung bei Visa, sagt dazu:

"Wir sehen eine wachsende Nachfrage von Verbrauchern weltweit, die auf digitale Währungen zugreifen, sie besitzen und verwenden wollen, und wir sehen eine Nachfrage unserer Kunden, die Produkte schaffen wollen, die den Verbrauchern diesen Zugang ermöglichen."

Anfang Februar 2021 hatten Visa und Mastercard offiziell bekannt gegeben, dass sie Kryptowährungen noch im selben Jahr unterstützen werden. Visa möchte Banken eine Schnittstelle zur Verfügung stellen, über die ihre Kunden mit Kryptogeld handeln können. Mastercard wiederum möchte einige Kryptowährungen als Zahlungsmittel anerkennen.

PayPal & Co

PayPal ermöglicht US-Kunden seit Ende März 2021 das Bezahlen mit Krypto-Währungen bei rund 29 Millionen Händlern. Diese erhalten aber keine Bitcoins oder Ähnliches, sondern US-Dollar ausgezahlt. Nutzer des US-Bezahldienstes können die folgenden Krypto-Währungen in der App verwalten und einsetzen:

Bitcoin (BTC)

Ether (ETH)

Bitcoin Cash (BCH)

Litecoin (LTC)

Das Wechselkursrisiko nimmt PayPal in Kauf. Die Auswahl der Krypto-Währungen soll für User wie bisher bei Kreditkarten oder Bankkonten ablaufen. PayPal-CEO Dan Schulman sagte dazu gegenüber Reuters:

"Wir denken, dass es sich um einen Übergangspunkt handelt, an dem Kryptowährungen von einer vorherrschenden Anlageklasse, die man kauft, hält und oder verkauft, nun zu einer legitimen Finanzierungsquelle werden, um Transaktionen in der realen Welt bei Millionen von Händlern durchzuführen."

PayPal hat bereits im Oktober 2020 angekündigt, dass Kunden zukünftig mit Kryptowährungen handeln können. Der Bezahldienst selbst wird aber wohl kein Geld in Bitcoin und Co investieren (siehe unten: Tesla).

Ebenso Anfang Januar hat Elon Musk veröffentlicht, dass sein Unternehmen Tesla Bitcoins für 1,5 Milliarden US-Dollar gekauft habe. Außerdem will der E-Autobauer noch dieses Jahr Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. Zwischenzeitlich ist Musk zurück gerudert. Im Juni 2021 wiederum stellte er in Aussicht, dass Tesla Bitcoin erneut als Zahlungsmittel akzeptieren könnte. Dafür müsste jedoch bei der Herstellung der Kryptowährung mindestens die Hälfte an erneuerbaren Energien genutzt werden.

Lesetipp: Alles zu PayPal

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