LG Wing: Smartphone mit zwei Displays ausprobiert

Posted by Julia Werner  • 

So sieht das LG Wing ausgefaltet aus.TestfazitEinschätzungder RedaktiongutDas LG Wing ist anders als andere Smartphones. Die LG-Ingenieure haben sich eine ganz neue Konstruktion ausgedacht, die vor allem für YouTube-Fans und Actionfilmer durchaus Vorteile hat: Mit einem Daumenschubser dreht sich das Hauptdisplay in die Horizontale, darunter bleibt ein zweites kleines Display. So lässt sich beim Videoschauen eine andere App im Blick behalten oder ein Kommentar verfassen. Die Hardware ist ein Meisterstück: Das OLED-Display bietet opulente Farben, die Verarbeitung ist wackelfrei. Und die Kamera überzeugt mit ihren vielen Funktionen und dem Actionvideo-Modus samt besonders stabilisierter Gimbal-Kameralinse.ProInnovative Konstruktion erlaubt Nutzung im gewohnter Art oder mit Dual-DisplayTolles, großes DisplayGute Kamera5GKontraDual-Display lohnt sich nur in bestimmten AnwendungsfällenCPU keine SpitzenklasseAlle technische Daten und VariantenZum AngebotZum Angebot bei AmazonZum Angebot bei Idealo2020 war das Jahr der ungewöhnlichen Smartphones. Zum einen waren da die Falthandys: Modelle wie dasSamsung Galaxy Z Fold 2oder dasGalaxy Z Flip 5Ghaben als zweite Generation ihrer Gattung mittlerweile die ersten Kinderkrankheiten zurückgelassen. LG hatte bei früheren Smartphones wie demLG Velvetmit ansteckbaren Zusatzdisplays vorsichtig experimentiert. Mit dem LG Wing aber geht der koreanische Hersteller jetzt in die Vollen, wag sich an ein Design, das es so vorher noch nicht gab: kein Falt- sondern ein Dreh-Smartphone, bei dem zwei Displays übereinandergelegt sind, die sich auseinanderdrehen und dann parallel benutzen lassen.LG Wing: So gut funktioniert der Dreh-TrickDer erste Eindruck: Das LG Wing (999 Euro) ist ein handwerkliches Wunder, wie schon die ersten Falthandys. Zugeklappt wirkt es wie ein normales Highend-Smartphone mit großem 6,8-Zoll-Display – aller­dings ein sehr schweres (260 Gramm). Dank OLED beeindruckt schon das Hauptdisplay mit starken Farben und Kontrasten. Hält man es in der rechten Hand und wischt mit dem Daumen nach links, folgt der Wow-Effekt: Das Hauptdisplay schwingt um 90 Grad auf (LG spricht daher auch von "Schwenkdisplay"), darunter kommt ein zweiter Bildschirm zum Vorschein. Aber nur ein halber, denn der aufgeschwungene Teil verdeckt die andere Hälfte. Die ganze Konstruktion wirkt zunächst bizarr, ist aber sehr solide und liegt gut in der Hand.LG Wing komplett zugeklappt.Wischt man mit dem rechten Daumen leicht nach links, dreht sich das Hauptdisplay.Fertig!Was bringen zwei Displays?Zugeklappt ist das LG Wing ein ganz normales Oberklasse-Android. Doch bei der Bedienung im ausgeklappten Zustand muss man sich arg umstellen. Nach dem Aufklappen erscheint auf dem Schwenkdisplay zunächst eine Auswahl weniger für die Vollbild-Darstellung im Querformat empfohlene Apps: YouTube, Foto-Galerie, Kamera, Google Maps, das Rennspiel "Asphalt". Praktisch etwa: sich oben ein YouTube-Video auf dem großen Schwenkdisplay im Querformat ansehen, auf dem Zweitdisplay unten die Kommentare dazu. Oder oben ein Spiel, unten die WhatsApp-Chats im Blick. Wer will, kann das untere Display sogar wie beim Notebook als Trackpad benutzen. Dann erscheint oben auf dem Schirm tatsächlich ein Mauszeiger wie unter Windows. Aktiviert wird der Modus über ein Symbol in der Schnellstartleiste. Beim Ausprobieren zeigte sich zudem ein anderer Anwendungsfall: Für die Kamera oder auch für die Navigation zu Fuß ist es ungemein praktisch, das Zweitdisplay mit der ganzen Hand zu umfassen und als stabile Halterung zu verwenden, während man über das Schwenkdisplays etwa ein Video aufnimmt. Anders als sonst ist das Querformat somit nutzbar, ohne dass das Smartphone allzu leicht aus der Hand rutscht. Praktischerweise hat LG gleich eine ausgefeilte Actionkamera in das LG Wing eingebaut. Doch dazu später mehr.Drehdisplay: Hürden bei der BedienungMit den vorgeschlagenen Apps klappt die Nutzung reibungslos. Schwierig aber wird es, wenn man eine App zunächst auf dem Zweitdisplay startet, dann aber oben weiternutzen will. In der Regel hilft es da nur, das LG Wing wieder zuzuklappen und die App erneut zu starten. Zudem lassen sich auf dem kleinen Zweitdisplay nur Apps nutzen, die in den Einstellungen (unter Anzeige / Zweitdisplay / Zweitdisplay-Apps) dafür freigeschaltet sind. Mit einem Update soll das Verschieben von Apps zwischen den Bildschirmen einfacher werden. Auf dem Test-Gerät war das aber nicht verfügbar. Sinnvoll ist der aufgedrehte Zustand nur für ganz bestimmte Anwendungen. Doch wer mehrere Dinge gleichzeitig erledigen will, bekommt hier ein perfektes Werkzeug.LG Wing: Kamera im TestDie Hauptkamera besitzt eine Auflösung von 64 Megapixel (standardmäßig werden daraus 16-Megapixel-Dateien erzeugt) und eine Blende von f/1.8. Dazu gibt es eine Ultraweitwinkelkamera (13 Megapixel, Blende f/1.9). Die Bildqualität zumindest bei Tageslicht überzeugte im Praxis-Test. Auch ohne eigene Tele-Linse sind Zoom-Aufnahmen bei kleineren Vergrößerungsstufen durchaus noch in Ordnung. Hier einige Beispiele:LG Wing: Fotos mit HDR zeigen gute Kontraste.Aufnahme mit der Standardkamera.LG Wing: Aufnahme mit der Ultraweitwinkelkamera.LG Wing: Aufnahme mit 2 x ZoomLG Wing: Aufnahme mit 10 x Zoom.Action-Cam an BordSpannend aber wird das LG Wing als Actionkamera. Es ist zwar weder wasserdicht noch sturzgeschützt, doch als dritte Kamera ist eine eigene Gimbal-Linse eingebaut, die bei Videodrehs auch größere Verwacklungen ausgleichen soll. Das klappte im Test ganz passabel, allerdings nicht so beeindruckend wie beimVivo X51 5G. Grundsätzlich macht das LG Wing viel Spaß bei Videodrehs. Zum einen, weil das untere Display im aufgeklappten Zustand wie ein Haltgriff nutzbar ist. Zum anderen, weil die Kamera-App viele Möglichkeiten zum Experimentieren lässt. So lässt sich beim Videodreh im Dual-Kamera-Modus gleichzeitig ein Bild mit der Selfiecam einblenden – gut für Kommentare in YouTube-Videos oder Reiseberichten. Vor dem Filmen empfiehlt sich hier aber ein Blick auf die Details der Einstellungen, die beim Start der Kamera-App idealerweise direkt auf dem unteren Display zu sehen sind. Im Dual-Kamera-Modus etwa kann das Selfie optional auch eine ganze Hälfte des Bildes einnehmen und Videos von Front und Hauptkamera lassen sich getrennt oder vereint speichern. Apropos clever: Die Frontkamera (32 Megapixel) fährt nur bei Bedarf aus dem Gehäuse heraus.Trotz der zwei Displays ist das LG Wing erstaunlich dünn.LG Wing: Snapdragon-Prozessor mit 5GDer Prozessor (Snapdragon 765G) im LG Wing liefert passables Tempo, gehört aber eher zur Mittelklasse. Mit einem Geekbench-5-Wert von 1.900 Punkten (rund 600 im Single-Core-Betrieb) ist das LG Wing keine Rakete. Allerdings fühlt sich die Bedienung alles andere als träge an. Die Funkausstattung ist gut: 5G-Mobilfunk, WLAN-ac, Bluetooth 5.1 und NFC sind drin.LG Wing: Preis, ReleaseDas LG Wing 5G ist seit dem 6. November 2020 in Deutschland für einen UVP von 1.099 Euro erhältlich. Mittlerweile (Februar 2021) ist der Preis auf rund 860 Euro gefallen. Die Farben: "Aurora Grau" (Schwarzgrau) und "Illusion Sky" (silbern schillernd).Fazit: LG WingDas LG Wing ist etwas für alle, denen normale Smartphones langweilig geworden sind. Das Drehdisplay ist eigentlich nur für zwei Zielgruppen praktisch: erstens für diejenigen, die gerne Videos in Vollbild-Darstellung auf einem opulenten OLED-Display genießen und gleichzeitig Kommentare schreiben oder eine andere App im Blick behalten wollen. Zweitens für alle, die Actionvideos oder Dual-Kamera-Videos mit Spezialeffekten drehen, ohne dafür extra ein Stativ mitschleppen zu wollen. Alternative: Ebenso ausgefallen sind Falthandys wie dasSamsung Galaxy Z Fold 2oder dasGalaxy Z Flip 5G– doch denen fehlen die Videotricks.

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