Problematische Internetnutzung
Posted by Julia Werner •
Wenn Internet und Technik das Leben bestimmen
Wenn Internet und Technik das Leben bestimmen – noch haben wir Einfluss drauf!
Ich persönlich finde es heutzutage ja fast schon erschreckend, wie abhängig man von der Onlinewelt geworden ist. Ein kurzer Stromausfall oder ein Funkloch – Katastrophe! Aber warum ist das so? Und warum wollen wir immer und ständig für alle erreichbar sein und uns irgendwie auch gläserner gegenüber Unternehmen machen? Gut, das sind jetzt reichlich verschiedene Gedanken, die jedoch einen Ursprung haben… die fortschreitende Technik.
Das was eigentlich alles vereinfachen und uns bei der Arbeit helfen soll, uns mehr mit unseren Freunden verbindet und dann doch am Ende eher im Stress endet. Nicht ohne Grund betreiben immer mehr Menschen digital detox, zumindest für eine Zeit. Und während sich viele bereits ein Leben ohne Alexa, Siri und wie sie nicht alle heißen, nicht mehr vorstellen können, fangen andere an sich ganz bewusst davon abzugrenzen. Auch ich gehöre zu diesen Abgrenzern und will eigentlich wenig von Sprachsystemen, Sportapps und Co wissen. Das war mal anders, aber irgendwann stellte ich mir die Frage was ich denn davon hätte mit einer App zu messen wo und wie lange ich umhergeirrt bin. Es ist ja noch nichtmal wirklich hilfreich… Dass ich gelaufen bin, weiß ich auch so. Wie weit es ungefähr ist, ja das weiß ich laut der aller ersten Messung mit der App auch ganz gut. Und sonst? Ich kann meine Laufstrecke überall posten und Freunde darüber informieren wie ‘aktiv’ ich war… toll!
Will ich wirklich Daten für ein Unternehmen produzieren, damit irgendwo im Internet jemand weiß wo ich täglich rumlaufe und wie viel ich mich bewege? Will ich ständig und überall ‘überwacht’ werden? Reicht dazu die GPRS-Ortung mit dem Smartphone noch nicht aus? Will ich, dass die Spracherkennung mich rund um die Uhr überwacht und auf ihre Schlagworte wartet? Ich finde diese Vorstellung ja insgesamt schon sehr abstrus. Menschen, die immer mehr Eigenverantwortung an Technik und Co abgeben weil ja alles ‘besser und einfacher’ wäre. Ist es nicht komisch wo die Entwicklung eigentlich generell hingeht und dass einerseits alle keine ‘gläsernen’ Menschen sein wollen und es schon erschreckend finden, dass Google ihnen ständig passende Werbung vorschlägt und andererseits das ganze System anheizen?
So sehr uns das www auch verbindet, umso mehr trennt es uns
– von uns selbst und unserer Umgebung.
Ich besitze sogar noch einen Röhrenbildschirm, hätte auch mein altes Handy noch, sofern es mich nicht im Stich gelassen hätte, und vor Virtuell Reality und Co weigere ich mich strikt. Nicht weil es nicht irgendwie auch toll ist, aber der Sinn gegenüber dem Herkömmlichen ist mir da noch nicht gegeben. Ich brauche keine Apps die mir anzeigen, wie meine Wohnung mit einem bestimmten Möbelstück aussehen würden, noch wie es ist in einer integriert, animierten 3D-Welt zu spielen. Die Welten verschmelzen schon so zunehmend, da brauche ich das nicht auch noch unbedingt alles für zuhause.
Oft wird mir diese ganze Technik auch einfach zu viel oder die ständige Erreichbarkeit macht mich komplett unruhig. Ich finde ja, der Mensch sollte generell etwas mehr auf sich acht geben und hin und wieder etwas runterfahren. Stress ist schon so genug um uns rum und wir befeuern es tagtäglich mit weiteren tollen Gadgets, die unserer Aufmerksamkeit nur noch mehr abverlangen und wundern uns dann warum wir nicht einschlafen können. Gerade in solchen Momenten frage ich mich immer wieder, ob es den Menschen nicht klar ist, was sie da um sich herum aufbauen und wo das hingehen wird.
Wenn wir so weitermachen sind wir bald gar nicht mehr autonom denkend, komplett abhängig und arbeiten vielleicht auch ganze 24h am Tag, einfach weil ja jetzt alles so schön vernetzt ist, alles so ‘nebenbei’ geht und jeder einfach alles über den anderen weiß. Und dann kommt die große Frage nach dem Warum? Technik und Online ist ja alles ganz gut und schön, aber der Mensch sollte endlich lernen auch dies gezielt einzusetzen und nicht einfach überall, einfach nur weil er es kann.
Wenn wir mal zurückdenken…. wie waren noch die Anfänge vom Internet, Ende der 90er, wo man noch gefühlte Stunden mit einem Modem zum Einwählen ins WWW gebraucht hat und jetzt schleppt man das eigentlich den ganzen Tag in der Hosentasche mit sich rum.
Das Smartphone, der beste Freund des Menschen
und Schnittstelle zur Außenwelt.
Und gerade wenn man diesen Satz liest und sich vorstellt was da eigentlich passiert. Man geht nach draußen um sich von seinem Smartphone oder bald der vielleicht VR-Brille für unterwegs zeigen zu lassen, was da draußen so geschieht. Statt selbst seine Aufmerksamkeit zu nutzen und etwas zu erleben, fokussieren wir uns auf Dinge, die für das Leben eigentlich ganz unwesentlich erscheinen und vor zig Jahren eigentlich noch total egal waren. Früher haben sich Menschen Telegramme geschrieben und waren nicht immer sofort up-to-date und es ging auch. Vielleicht waren die Menschen damals auch sehr viel ruhiger, auch weil sie nicht immer sofort erfahren haben, wo gerade in diesem Moment auf der Welt etwas passiert ist. Vielleicht waren die Menschen generell auch noch nicht so beeinflussbar, wie wir es heute von den Medien sind. Und vielleicht waren die Menschen in dem Punkt auch einfach glücklicher?
Ich hoffe ja irgendwie, wir gingen alle noch einmal einen Schritt zurück und würden mal wieder etwas abschalten oder runterkommen, aber es wird eher immer alles schlimmer und schneller, als besser und schöner.
Ich für meinen Teil habe schon vor einiger Zeit begonnen diese Dinge zu hinterfragen. Habe vor kurzem auch mein Iphone etwas Aufmerksamkeit beraubt indem ich viele Benachrichtigungsfunktionen und Push-up-Funktionen ausgeschaltet habe und ich muss sagen, ja, so ist es besser.
Ich schenke einfach nur noch gezielt meine Zeit der Online-Welt und den anderen Menschen da draußen. Gehe auch gerne mal so spazieren und erforsche die Gegend. Das hat nicht nur den Vorteil, dass es mich zunehmends beruhigt und entspannt, sondern ich auch konzentrierter mit anderen Menschen in Real oder Online kommunizieren kann, einfach weil es in diesem Moment bewusst passiert. Bewusst und Achtsam, ach ja, da ist es wieder.
Auch Zeitungen und generell Nachrichten habe ich begonnen, seltener bis gar nicht mehr zu sehen bzw. lesen. Das hat zwar den Nachteil, dass ich nicht immer top informiert bin, aber warum sollte ich das auch? In den Nachrichten kommen ja eh nur negative Dinge und Berichterstattungen aus Honolulu und Co, bei denen man eigentlich am liebsten die Augen verschließen will und es im Endeffekt mein eigenes Leben ja auch gar nicht so beeinflusst, außer dass man wieder bildlich die Auswirkungen des Klimawandels oder wie schlecht es anderen Menschen geht, gesehen hat.
Ein weiterer Punkt sind E-Mails… Gott, wie ich sie hasse und liebe zugleich. Am Tag bingt gefühlt hunderte Male mein Postfach, einfach so, weil es von irgendwo mal wieder einen Newsletter gibt. Ein Newsletter, der dann Monate unbeachtet im Postfach liegen bleibt. Und auch hier kann man etwas tun, ja! Sofort löschen wäre eine Option, aber man kann sich ja auch einfach abmelden. Dies schont dann nicht nur die Umwelt, da so ein Newsletter ja auch Strom, Speicher und so braucht, sondern auch die eigene Aufnahmefähigkeit.
Man kann mit vielen kleinen Schritten recht viel bewegen und wieder mehr ich sein, statt ein Teil des großen vernetzten Etwas zu sein. Mehr man selbst und weniger gläsern für die Außenwelt, das ist mein Ziel. Und es gibt ja schließlich viele Möglichkeiten, wie man die Welt wieder mit sich selbst bereichern kann, ohne sie virtuell erkunden zu müssen und sich noch mehr dem sinnlosen Stress auszusetzen. Und dass Stress auch krank machen kann und wir unzufriedener werden, wissen wir ja alle.
Ein großartiges Buch in diesem Hinblick ist “Digitale Erschöpfung” von Markus Albers, aber dem möchte ich dann an anderer Stelle noch einmal meine Aufmerksamkeit widmen.
Photo by Hannah Wei
Leben und Aufwachsen in der digitalen Welt
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Den Grundpfeiler unserer Gesellschaft stellt bis heute die liberale Demokratie mit ihren individuellen Freiheiten dar. Es herrschen größtenteils Toleranz und Offenheit und es gibt kaum noch festgelegte Zuschreibungen, sodass wir uns frei entfalten können. Dies bedeutet aber auch, dass früher geltende Traditionen und Werte, an denen sich das Individuum orientieren konnte, mehr und mehr verschwimmen und verschwinden. Lebensentwürfe werden immer individualisierter und orientieren sich in einer wertepluralistischen Welt zunehmend an den Medien. Diese beeinflussen inzwischen nahezu alle Bereiche unseres Lebens: unsere Arbeit, unser Privatleben, das politische Bewusstsein, aber auch den wirtschaftlichen und kulturellen Bereich unserer Gesellschaft (Ruf, 2017; Süss et al., 2013, 50).
Mit der zunehmenden Digitalisierung und der wachsenden Bedeutung kommunikativer Netzwerke begann in den 1970er und 1980er Jahren der Übergang ins Informationszeitalter. Abbildung 1 zeigt den Verlauf der wichtigsten medialen Errungenschaften bis zur Vermarktung der ersten Handys in den 1990er Jahren. 1992 startete die zweite Generation der Online Medien. Der www.-Browser wurde gestartet und löste seinen Vorgänger ARPANET (1958-1969) und dessen Vorläufer sowie forschungsbezogene Nutzungen von Online-Medien ab. Seit 1994 werden Online-Medien auch kommerziell genutzt (Faulstich, 2000). Rückblickend ist die Zeitspanne dieser bedeutenden Entwicklungen wirklich kurz, wo doch heute das Internet kaum mehr wegzudenken ist. Inzwischen sind wir im Web 2.0 angelangt, in dem Menschen nicht mehr nur Empfänger oder Sender sind, sondern ein Wandel zur Interaktivität stattgefunden hat. Durch das System der Cloud, welches 1999 zum ersten Mal angeboten wurde, sind Daten stets und ständig abrufbar und mit dabei. Seit 2008 gibt es mehr Geräte mit Internetanschluss auf der Welt als Menschen. Und es wird vermutet, dass bis 2020 sieben vernetzte Geräte auf einen Menschen gerechnet werden können (Gapski, 2015).
Die Schnelligkeit, mit der sich die Medien und die digitalen Technologien heute ändern und weiterentwickeln, hat es so noch nicht gegeben! Wissen und Bildung waren schon immer wichtig für den Menschen. Durch die neuen Medien haben wir heute jedoch die Möglichkeit, jederzeit auf das gesamte Weltwissen zuzugreifen. Interaktionen mit Gleichgesinnten und präferierten Angeboten sind jederzeit global möglich. Smartphone, Tablet und Laptop sind heutzutage kaum mehr wegzudenken. Informationen sind mobil, schnell zu beschaffen und umfassend. Die neuen Medien schaffen damit auch neue Wirklichkeiten, an die wir uns erst gewöhnen müssen: das Internet der Dinge, künstliche Intelligenz, virtuelle Räume, Big Data, Social Web, … Der Gegensatz zwischen analogem und digitalem Leben verschwindet, Virtuelles und Reales verschwimmen zunehmend (Ruff, 2017).
Gesamtgesellschaftliche Prozesse haben unser Leben in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Akzeptanz, Diversität und Inklusion werden gefordert und gefördert. Dabei spielen neben der Globalisierung auch die neuen Medien und die zunehmende Digitalisierung eine wichtige Rolle.
Problematische Internetnutzung
Fachleute werden heute in Beratungsgesprächen mit dem Problem konfrontiert, dass einzelne Menschen ihren Umgang mit dem Internet nicht adäquat steuern können. Bisher gibt es jedoch noch keine anerkannte Diagnose, um das Phänomen begrifflich zu fassen. Das BAG subsummiert unter dem Oberbegriff problematische Internetnutzung alle auftretenden Formen des problematischen, suchtähnlichen Verhaltens in Bezug auf das Internet. Besondere Anziehungskraft üben spezielle Bereiche des Internets aus. Dazu zählen beispielsweise das Glückspiel, die Pornographie, Online-Kommunikation z.B. über soziale Netzwerke, Online-Shopping oder Videospiele.
Betroffene haben Mühe, sich wieder vom Internet zu lösen, wenn sie sich einmal darauf eingelassen haben. Ob die Internetnutzung als problematisch gelten kann, hängt sowohl von der Nutzungsdauer, wie auch der Art der Nutzung ab. Von problematischer Nutzung spricht man, wenn sich Lebensmittelpunkt vom realen hin zum virtuellen Leben verschiebt. Für alltägliche Aktivitäten bleibt plötzlich keine Zeit mehr, soziale Beziehungen leiden, die Arbeitsleistungen nehmen ab und es besteht das Risiko einer Verschuldung. Aber auch die Gesundheit wird beeinträchtigt.
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