Wann und warum der digitale Euro kommt
Posted by Julia Werner •
Digitales Geld, überwachte Bürger
Digitales Geld, überwachte Bürger Nikolaus Jilch
Weltweit basteln die Notenbanken an digitalen Währungen. China ist am weitesten – und verzahnt das neue Geld gleich mit dem Überwachungsstaat. Wird der digitale Euro den gleichen Weg gehen?
Kontaktlos bezahlen: die neue, nicht ganz ungefährliche Normalität. © Getty Images
× Auf den Punkt gebracht Neues Geld. In der ganzen Welt wird an der Entwicklung digitaler Währungen getüftelt, die in der nicht zu fernen Zukunft das Bargeld ersetzen sollen.
In der ganzen Welt wird an der Entwicklung digitaler Währungen getüftelt, die in der nicht zu fernen Zukunft das Bargeld ersetzen sollen. Cash ist König. Im deutschsprachigen Raum wird das kein leichtes Unterfangen. Die weitverbreitete Skepsis gegenüber bargeldloser Zahlung ist nicht unberechtigt.
Im deutschsprachigen Raum wird das kein leichtes Unterfangen. Die weitverbreitete Skepsis gegenüber bargeldloser Zahlung ist nicht unberechtigt. Konto bei der Stasi. Digitale Währungen ermögliches es Notenbanken, ihre Kontrollmechanismen auszubauen. China ist dafür ein Negativbeispiel.
Digitale Währungen ermögliches es Notenbanken, ihre Kontrollmechanismen auszubauen. China ist dafür ein Negativbeispiel. Ungelöste Fragen. Noch gibt es kein genaues Regelwerk für den digitalen Euro. Aber eines ist klar: Aufhalten lässt sich die Digitalisierung nicht.
Wir schreiben das Jahr 2050. Bargeld ist weitgehend aus dem Alltag verschwunden. Wer mit Scheinen erwischt wird, gilt als verdächtig. Drogen? Geldwäsche? Unterwanderung des Gemeinschaftswesens? Bargeld ist schmutzig. Digital lautet die Devise, digital sind die Devisen. Aber: Unser digitaler Zahlungsverkehr wird längst vollständig überwacht. Das hat den Ökonomen und Notenbankern ganz neue Möglichkeiten gegeben. Der Polizei auch.
Nach dem europäischen Blackout von 2035 hatte die EU den digitalen Euro blitzschnell ausgerollt. Nie wieder sollte es passieren, dass in Europa wegen Überlastung fünf Tage der Strom ausgeht. Klar, auf den ersten Blick ist es kontraintuitiv, auf einen Stromausfall mit der Einführung einer digitalen Währung zu reagieren. Im Blackout war Cash doch König. Aber als jedem Europäer 500 Euro „Krisenbonus“ frisch aus der digitalen Notenpresse der Europäischen Zentralbank angeboten wurden, waren die Zweifel rasch verflogen. Nach wenigen Tagen hatten hunderte Millionen ein digitales Konto direkt bei der EZB.
Anlaufschwierigkeiten gab es viele. Aber 15 Jahre später ist der digitale Euro eine völlig normale Sache, die nicht hinterfragt wird. Am Schwarzmarkt dominiert zwar bis heute Bitcoin. Und man munkelt, dass die Reichen und Mächtigen längst digitale Konten auf der Blockchain nutzen um die eigenen Regeln zu umgehen. Aber das sind nur Gerüchte. Die Masse hat keine Zeit für illegale Währungen. Sie muss arbeiten gehen und Steuern zahlen. Und sich an die Regeln halten. Sonst wird es teuer.
Längst wird die individuelle Steuerrate nach Konsumverhalten festgelegt. So will es die „globale Vereinbarung zur Etablierung von Fairness und Ökologie im Steuersystem “, die GLOBFAIR. Seit sie 2034 beschlossen wurde, gibt es keine Schlupflöcher mehr. Das Versprechen, so den Klimawandel unter Kontrolle zu bringen, konnte zwar nicht eingehalten werden. Aber das System ist geblieben. Shoppingverhalten, Social Media, Arbeitsplatz: Wer sich „richtig “ verhält, wird belohnt. Wer nicht, wird bestraft. Das Problem ist nur: Überall wird anders definiert, was richtig ist – und was falsch.
Der Staat schaut zu
China hat vorgelegt. Als im Jahr 2022 der digitale Yuan der Welt präsentiert wurde, zeigte man sich in Europa und den USA noch gelassen. Aber als die chinesische Diaspora begann, die App mit dem Gesicht von Mao auch im Westen einzusetzen, wurden die Notenbanker in Washington und Frankfurt nervös. Die digitalen Pläne für Dollar und Euro wurden vorgezogen. Notenbanker und Politiker reisten nach Peking, um sich Inspiration zu holen. Zu verlockend waren die neuen technischen Möglichkeiten. Das war das Ende der Anonymität. Ein neues Zeitalter der elektronischen Überwachung brach an.
So wird er aussehen, der digitale Yuan. © Getty Images
Ein unrealistisches Szenario? Eine polemische Übertreibung? Hoffentlich. Aber leider nicht unbedingt. Dass China seinen digitalen Yuan schon 2022 vorstellen will, ist bekannt – bei den Olympischen Winterspielen in Peking. Das kommunistische Riesenreich macht auch kein Geheimnis daraus, dass das digitale Geld Teil seines Überwachungsstaats sein soll. Wer Cash nutzt, macht sich schon heute verdächtig. Und wer elektronisch das Falsche kauft oder sonstwie in einer Weise auffällt, die dem Regime missfällt, landet auf der schwarzen Liste. „Social Credit Score “ heißt das dann in den westlichen Medien.
Das klingt irgendwie harmlos, ist es aber nicht. China überwacht seine Bürger auf Schritt und Tritt. Nicht nur der Zahlungsverkehr wird durchleuchtet und beurteilt – auch das Verhalten auf Social Media und sonstwo im Netz. Private Chats? Fehlanzeige. In China weiß man nie, ob eine Nachricht auch angekommen ist. Wer die falschen Begriffe nutzt, wird automatisch gelöscht. Der digitale Yuan schließt eines der letzten Schlupflöcher. Bargeld – und die Nutzung „privater “ Apps wie „We Chat Pay “ und „Alipay “. Der Markt hat China groß gemacht. Er hat seine Schuldigkeit jetzt getan. Er kann gehen. Der digitale Yuan ist ein Instrument, das dem Geheimdienst der ehemaligen DDR nur recht gekommen wäre. Es ist eine Überwachungswährung. Ein Konto bei der Stasi.
Zweifelhafte Lehren
Es gibt auch kein Entrinnen. Das Internet ist unter Kontrolle, geschützt von der „großen Firewall “. Die Bitcoin-Miner hat man aus dem Land geworfen, die Krypto-Börsen geschlossen. Tech-Gründer wie Jack Ma wurden vom Regime in ihrem Einfluss stark beschnitten. Xi Jingping will sich wohl als Herrscher auf Lebenszeit etablieren. Überall zieht er die Zügel an und zentralisiert die Macht in Peking.
Und ausgerechnet dort holt sich die deutsche Bundesbank Inspiration für die europäischen Pläne zur digitalen Währung. So geschehen im September 2021 bei einer Zoom-Konferenz unter Währungshütern. „E-Yuan und digitaler Euro: Deutschland will von China lernen “, schreibt die Frankfurter Allgemeine. Was man von einem undemokratischen System der totalen Überwachung lernen kann, wird in dem Artikel aber nicht konkret ausgeführt.
Mit Abstand am wichtigsten ist den Menschen in Europa die Wahrung ihrer Privatsphäre.
Aber immerhin. Jens Weidmann, der damalige Chef der Bundesbank, legt sich fest: Der digitale Euro werde „kein Alleskönner “ sein. Was damit gemeint ist? Weidmann offenbart geschickt das kleine, dreckige Geheimnis: „Ein digitaler Euro wäre nicht so anonym wie Bargeld“. Ja, die Privatsphäre müsse gewahrt werden. Irgendwie. Per Lippenbekenntnis. Aber im Fall der Fälle hätten die Behörden schon Zugriff. Auf Verdacht. Das könne man nicht verhindern.
Ungelöste Fragen
Damit legt Weidmann den Finger direkt in die Wunde. Die EZB hat nämlich bereits eine Umfrage unter Europäern gemacht und festgestellt: Mit Abstand am wichtigsten ist den Menschen in Europa die Wahrung ihrer Privatsphäre. Gerade in Deutschland, Österreich und Südeuropa ist Bargeld bis heute die beliebteste Art, die Einkäufe zu bezahlen. Die Pandemie hat das abgeschwächt, geändert hat sie es nicht.
Und so wird es auch vermarktet, das „digitale Zentralbankgeld “, abgekürzt CBDC, was schon klingt wie ein Geheimdienst. Das neue Geld soll im digitalen Zeitalter das Bargeld ersetzen. Das ist das erste Ziel der Notenbanker. Die weiteren lauten: Abwehr ausländischer digitaler Währungen (Yuan, Dollar); Beschränkung privater Zahlungsdienstleister (Visa, Mastercard, Apple, PayPal); Verteidigung gegen Bitcoin und Unterbindung aller Pläne für privates Geld aus der Hand mächtiger Konzerne (Facebook, Amazon).
× Zahlen & Fakten
Zudem will man sich auf die Suche nach verdächtigen Zahlungsbewegungen machen: Geldwäsche, Terror, Mafia. Man will das System so gestalten, dass auch der private Bankensektor happy ist. Man will auch neue ökonomische Konzepte ausprobieren. Negativzinsen auf Privatkonten? Bedingungsloses Grundeinkommen? Geld mit Ablaufdatum? Steuerung des Konsums? Den Ideen der Ökonomen wären kaum Grenzen gesetzt. Wobei: Auch diese Fragen sind ungeklärt. Wer muss zustimmen? Die EU-Kommission? Die nationalen Parlamente? Braucht es gar eine Veränderung der EU-Verträge? Volksabstimmungen?
Alles hängt davon ab, wie der „digitale Euro “ im Detail ausgestaltet wird. Noch gibt es kaum Antworten. Nur eine grobe Timeline. 2023 soll es einen Prototypen geben. Eine Blockchain, wie sie bei Bitcoin zum Einsatz kommt, wird es nicht brauchen. Bitcoin ist die dezentrale Alternative, die es zu schlagen gilt – mit der vollen Macht des Gesetzes und der zentralen Serverarchitektur der EZB. Am ehesten wird es nach einem europäischen Echtzeitbezahlungssystem aufgebaut werden, das es bereits gibt: TIPS. Target Instant Payment System.
Unaufhaltsamer Trend
Und ja, abgesehen von allen Horrorszenarien und Überwachungsängsten: Der digitale Euro muss ein konkretes, real existentes Problem lösen. Zwar ist unser Geld im Alltag schon oft digital – aber nur Bargeld ist „Zentralbankgeld “ und nur „Zentralbankgeld “ ist auch gesetzliches Zahlungsmittel. Was einen digitalen Euro also vom heutigen unterscheiden würde: Die Schilder mit „cash only “ und „Hier nur Bargeld “ würden endgültig aus den Wiener Kaffeehäusern verschwinden. Denn der digitale Euro muss angenommen werden.
× Zahlen & Fakten Wussten Sie, welche Banknote am häufigsten verwendet wird und wie viele Münzen es in der Eurozone gibt? © Claudia Meitert
Wozu das alles, wenn Bargeld doch existiert? Die EZB behauptet auch steif und fest, das Bargeld nicht abschaffen zu wollen. Gerade erst hat sie die Neugestaltung der Euro-Banknoten ausgeschrieben. Aber der Trend zum digitalen Bezahlen wird nicht aufzuhalten sein. Es braucht heute Vorbereitungen für den Tag X, an dem nicht der Staat, sondern der Markt und seine Teilnehmer mehrheitlich entscheiden, nicht mehr auf Papiergeld und Münzen setzen zu wollen. Dann muss die Notenbank eine Alternative für ihr zentrales Produkt anbieten. Sonst würde sie ihren Job nicht machen.
Auch die Sache mit der Privatsphäre kann man durchaus differenziert sehen: Offenbaren wir uns nicht längst täglich den US-Techriesen? Wissen Visa, Mastercard, Google und Apple nicht ohnehin alles? Ja, aber sie bilden – zumindest theoretisch – noch eine Mauer gegenüber den Behörden. Und wir tun es freiwillig.
Neues Geld, neue Kontrollmechanismen
Es braucht also ein digitales Äquivalent zu Bargeld. Aber ohne Privatsphäre. Agustín Carstens, der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, hat es auch schon erklärt, in einem Video, das im Internet für Furore gesorgt hat: Digitales Zentralbankgeld werde „nicht wie Cash sein “, so Carstens. Denn die Notenbank werde „absolute Kontrolle “ darüber haben, was mit dem Geld geschehe. Nicht sehr beruhigend.
Die Berührungsängste mit digitalen Zahlungsmethoden sind in Europa größer als in Asien. © Getty Images
Und Carstens ist nicht irgendwer. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist eine mächtige Finanzorganisation, die kaum jemand kennt. Eine Art Thinktank für die Notenbanken, wo Gedanken über die Zukunft gesponnen werden. Gegründet nach dem Ersten Weltkrieg, um die Zahlung der Kriegsschulden von Deutschland abzuwickeln, hat die BIZ es geschickt verstanden, sich immer wieder neue Aufgaben zu suchen und relevant zu bleiben. Jetzt beschäftigt man sich weniger mit Gold und mehr mit Computern.
Aber auch, wenn man die genaue Ausgestaltung des Überwachungsgrads im digitalen Euro einmal geklärt hat, ist die Sache noch nicht in trockenen Tüchern. Wir rattern mit Höchstgeschwindigkeit in eine Welt mit Wettbewerb zwischen den Währungen und Zahlungssystemen.
Konkurrent Bitcoin
Da ist es verständlich, wenn die EZB ihr Produkt, den Euro, vor Yuan, Dollar und Bitcoin schützen will. Aber wie will man sicherstellen, dass der digitale Euro nur bei den Europäern ankommt? Oder will man sich ohnehin auf ein globales Kräftemessen einlassen und ihn auch für Nutzer in Nord- oder Südamerka anbieten? Der Euro lebt auch von seiner Rolle als internationale Währung. Gerade in instabilen Ländern im Umfeld der EU spielt er eine Rolle für die Bevölkerung – als Bargeld. Und mit Montenegro hat zumindest ein Land den Euro als Landeswährung eingeführt, das gar nicht in der EU ist. Erhalten die Montenegriner Zugang zum digitalen Euro? Es ist unklar.
Wir rattern mit Höchstgeschwindigkeit in eine Welt mit Wettbewerb zwischen den Währungen und Zahlungssystemen.
Bitcoin ist das nächste Problem. Die Kryptowährung wurde von ihrem mysteriösen Erfinder Satoshi Nakamoto ausdrücklich geschaffen, um ein Horrorszenario wie eingangs beschrieben zu verhindern. Um „ein Stück Freiheit “ für die Menschen herauszuschlagen. Bitcoin ist schon heute viel näher dran an einem echten, digitalen Cash-Ersatz, als es die digitalen Notenbankwährungen je sein werden. Es hat sich in Ländern wie El Salvador als Landeswährung und im reichen Westen zumindest als Investmentklasse etabliert.
Millionen nutzen Bitcoin. Milliarden fließen hinein. Und es ist dafür gebaut, Angriffen und Verboten zu widerstehen. Die Regierungen werden Bitcoin nicht aufhalten können – eher wird die Digitalisierung der Währungen seine Entwicklung noch befeuern. Nur China hat eine Chance, sich mit purer Gewalt und elektronischen Mauern zu helfen. Aber dazu sind die Demokratien des Westens nicht in der Lage.
Eine Frage des Vertrauens
Und die Banken? Die sind keineswegs happy. Wenn jedermann ein Konto bei der EZB bekommt, wozu braucht er dann eines bei Raiffeisen oder Santander? Welche Rolle spielen die Geschäftsbanken in dieser neuen Welt? Wie ist das mit Negativzinsen? Wenn jeder Europäer ein eigenes Konto bei der EZB unterhält, kann es binnen weniger Minuten zu digitalen Bankruns kommen, bei denen die Menschen ihr Geld in Panik aus einem Bankhaus abziehen – weil sie Nachrichten oder Gerüchte zur Stabilität der Bank vernommen haben.
Um das zu verhindern, überlegt die EZB eine Obergrenze von 3000 Euro pro Konto für den digitalen Euro. Jeder Bestand an digitalen Euros, der darüber hinausgeht, würde automatisch aufs Girokonto übertragen werden. Aber auch hier folgen auf eine Antwort drei Fragen: Wird diese Obergrenze an die Inflation angepasst? Bekommen Firmenkunden höhere Limits? Und was ist im Krisenfall, wenn eine Bank wirklich ins Schwanken kommt und die Kunden vollkommen zurecht unter das schützende Dach der Zentralbank fliehen wollen?
Ein gut ausgestalteter digitaler Euro könnte Europa einen Wettbewerbsvorteil am Weltmarkt verschaffen. Immerhin gilt die EZB als „unabhängigste “ unter den Notenbanken – da sie nicht nur einem Staat gegenüber verantwortlich ist. Wird das reichen, um bei den Nutzern Vertrauen zu schaffen? Oder ist es ihnen am Ende gar egal, weil es in einer digitalen Welt eben digitales Geld braucht?
Blick über den Atlantik
Antworten auf diese Frage hat auch Washington noch keine. Anders als China und Europa haben die Herausgeber der Weltwährung aber offenbar wenig Stress. Man prüfe noch, sagte Jerome Powell, der Chef der Federal Reserve. Freilich: Die USA sind auch in der digitalen Welt Führungsnation und es wird sicherlich so etwas wie den digitalen Dollar geben. Noch ist aber nicht klar, ob dieser überhaupt aus der Notenbank kommen muss. Die USA haben die tiefsten Kapitalmärkte und anders als China keine Angst vor Kapitalflucht. Und sie beobachten rund um Bitcoin einen interessanten Vorgang.
In der Kryptowelt gibt es de facto zwei Reservewährungen: Bitcoin, die älteste und größte Kryptowährung. Und den Dollar – in der Form von so genannten „Stablecoins “. Dabei handelt es sich um digitale Währungen, die an den „echten “ Dollar gebunden sind. Diese werden von privaten Firmen herausgegeben – und sie erfreuen sich gewaltiger Beliebtheit. Plötzlich haben Milliarden von Menschen in Ländern mit schlechten, inflationsgeplagten Währungen blitzschnell Zugang zu Dollars. Dass es sich dabei um Derivate handelt, ist den Nutzern ziemlich egal. So trägt die neue Welt der Blockchain dazu bei, den Dollar als Reservewährung bei einer ganz neuen Generation privater Nutzer zu etablieren. Was, wenn derartige Dollar-Coins von Banken herausgegeben werden um sie auch Unternehmen zugänglich zu machen? Kommt der digitale Dollar am Ende gar nicht aus der Zentralbank sondern aus dem Privatsektor?
Zum Start des Jahres 2022 sind in Sachen digitaler Währungen noch viel mehr Fragen offen als es Antworten gibt. Wir wissen nur vier Dinge: Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Das betrifft auch unsere Währungen. China ist in Sachen Digitalgeld deutlich weiter als der Westen. Aber Peking darf nicht als Vorbild dienen – sondern nur als abschreckendes Beispiel.
Ziele für Nachhaltige Entwicklung
Blockchain - Chancen der Zukunftstechnologie Spätestens seit dem letzten Jahr sind digitale Währungen in aller Munde. Je mehr Menschen sich mit Kryptowährungen beschäftigen, desto mehr kommen auch mit der Technologie in Berührung, die ihnen zugrunde liegt: der Blockchain. Wie die Blockchain nicht nur die Finanzwelt auf den Kopf stellt, sondern sogar bei der Korruptionsbekämpfung helfen und die Demokratie stärken kann, erklären die Gründer des Berliner Start-ups peaq.
Was ist eine Blockchain überhaupt? Das Prinzip klingt einfach: Wie der Name bereits verrät werden in einer Blockchain Datensätze („blocks") in einer Kette („chain“) aneinandergereiht. In den einzelnen Blöcken werden Informationen über Transaktionen gespeichert. Bei Kryptowährungen wird dort zum Beispiel hinterlegt, wann welcher Betrag die Besitzerin oder den Besitzer gewechselt hat. Jeder Block ist mit den vorherigen Blocks durch ein verschlüsseltes Verfahren verbunden. So hat jeder Block seinen festen Platz in der Kette und jede Veränderung ist nachvollziehbar. Alle Informationen sind dezentral verschlüsselt gespeichert und deswegen auch weniger anfällig für Datenlecks. Dieses Prinzip lässt sich nicht nur auf digitale Währungen anwenden. Weil jede Veränderung unauslöschlich in der Blockchain festgehalten wird, ist das System zum Beispiel auch für die Bekämpfung von Korruption interessant, die immer dort am besten funktioniert, wo Strukturen und Kompetenzen undurchsichtig sind. Die Weltbank bezeichnet Korruption als ein hauptsächliches Hindernis für das Erreichen von Ziel 1, der Beendigung der extremen Armut bis 2030. Korruption verschlechtert die medizinische Versorgung, beschädigt das Vertrauen in demokratische Institutionen und manifestiert Unterschiede zwischen Arm und Reich, denn arme Menschen sind besonders häufig von ihr betroffen.
"Unstrittig, objektiv nachvollziehbar und transparent" Ein Beispiel für Korruptionsabbau durch Blockchain-Technologie sind Katasterämter. Großbritannien und Schweden arbeiten bereits seit einigen Jahren mit verschiedenen Softwareanbietern zusammen, um auszuloten, wie ein digitales Grundbuch aussehen kann. Auf Malta, wo der Premierminister sogar von einer eigens eingerichteten Blockchain-Taskforce beraten wird, gibt es eine ähnliche Initiative. Till Wendler und Max Thake vom Berliner Start-up peaq, das sich auf dezentrale Digitalinfrastruktur spezialisiert hat, wissen um das Potential der Technologie. Mit der Anwendung einer Blockchain wird nicht nur die Fehleranfälligkeit von Verwaltungsprozessen reduziert, die häufig noch ganz analog auf Papier durchgeführt werden, sondern auch die Überprüfung von Besitzverhältnissen erleichtert. Jede Transaktion ist in der Blockchain verifizierbar. Das erschwert Landraub und Betrug bei Immobiliengeschäften. Aber die peaq-Gründer sehen noch andere Möglichkeiten: In vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung kann die Blockchain helfen, Transparenz zu schaffen. Egal ob bei der Ausschreibung von Aufträgen, Firmenregistern oder Subventionierungsprogrammen. Sogar Wahlen können mit dem Blockchain-Prinzip durchgeführt werden. "Die Behauptungen des ehemaligen US-Präsidenten, bei der letzten Präsidentschaftswahl sei betrogen worden, war die gefährlichste Untergrabung der Demokratie seit Jahrzehnten" sagt Max Thake. "Wir können sagen: wäre die Wahl mit unserer Technologie durchgeführt worden, dann wären die Ergebnisse unstrittig, objektiv nachvollziehbar und transparent".
Auch für Deutschland lassen sich Chancen für die Blockchain ausmachen. Hierzulande stünden oft Sorgen um die Datensicherheit einem Ausbau der digitalen Verwaltungsinfrastruktur entgegen. So nutzen nur etwa 6% die digitalen Funktionen ihres Personalausweises. "Die Nutzung der Blockchain zur Datenspeicherung und Absicherung von Prozessen würde die Gefahr von Datenlecks minimieren und kann das Vertrauen in die digitale Verwaltung erhöhen", erklärt Till Wendler.
Ein Kritikpunkt an der fortschreitenden Digitalisierung ist der enorm hohe Energieverbrauch großer Server. Tatsächlich ist das "mining" von Kryptowährungen sehr energieintensiv, auf andere Anwendungsbereiche der Blockchain-Technologien trifft das aber nicht unbedingt zu. Max Thake und Till Wendler betonen außerdem das Potential von Blockchain für die Energiewende. Wenn Energie dezentral gehandelt werden würde, hätten auch kleinere Produzierende die Chance, grünen Strom ohne den Einfluss großer Konzerne, in das Netz einzuspeisen. Auch Lieferketten könnten nachhaltiger gestaltet werden, wenn alle Teilnehmenden ihre CO2-Emissionen in einer fälschungssicheren Blockchain hinterlegen und so überprüfbar machen. Verschiedene Anbieter entwickeln dafür bereits Lösungen für unterschiedliche Branchen. Obwohl die Blockchain noch eine vergleichsweise junge Technologie ist und sicherlich noch einige Hürden zu nehmen hat, bietet sie erstaunlich ausgereifte Lösungen für viele der drängendensten Probleme unserer Zeit: Von digitaler Transparenz bis Umweltschutz. Ihre Möglichkeiten im Bereich der nachhaltigen Entwicklung sind noch kaum abzusehen, aber schon heute beeindruckend.
Weitere Informationen Blockchain Lab der GIZ
Wann und warum der digitale Euro kommt
Für viele Österreicher hat der Satz “nur Bares ist Wahres” weiterhin eine hohe Bedeutung. Deshalb mutet es hierzulande oft seltsam an, wenn plötzlich über elektronisches Geld gesprochen wird, den digitalen Euro. Doch in Staaten wie den Niederlanden oder Schweden spielen Scheine und Münzen eine immer geringe Rolle. Das ganze Bezahlsystem wird zunehmend von Banken und Zahlungsdienstleistern übernommen, also privaten Firmen.
Verstärkt wird die Diskussion durch das Aufkommen der Kryptowährungen, konkret der Stable Coins. Das sind Kryptowährungen, die mit einer echten Währung besichert sind, meistens Dollar. “Der Weckruf war sicherlich die Ankündigung von Facebook so eine Stable Coin machen zu wollen. Eine Form von Geld in der Hand eines privaten Konzerns”, sagt Peter Kerstens. Der Experte der EU-Kommission ist zentral in die Entwicklung eines digitalen Euros eingebunden.
“Digitale Währungen sind derzeit am Stand, an dem das Internet Ende der 1990er-Jahre war. Niemand weiß, wohin die Reise geht”, erklärt Kerstens. “Allerdings können wir es nicht riskieren, bei der Entwicklung vorne mit dabei zu sein.” Denn wie schwer es ist, im Nachhinein politisch einzugreifen, sehe man in den aktuellen Versuchen der EU, die Internet-Giganten zu regulieren.
Regierungen reden mit
Ein digitaler Euro wird also kommen. Doch das wird keineswegs ein Alleingang der Europäischen Zentralbank. Sie ist zwar für die Geldpolitik im Euroraum zuständig. Die Entscheidung, welche Art von Zahlungsmittel in der Eurozone akzeptiert wird, liege aber bei den Mitgliedsstaaten, erklärt Kerstens. Derzeit laufe die Untersuchungsphase bei der Zentralbank. Es gehe dabei um die Frage, was ein digitaler Euro können müsse und welche Technologie dafür geeignet wäre.
Konkret gibt es zwei Kandidaten. Das eine wäre eine Art persönliches Konto jedes Bürgers bei der EZB. Das hätte den Vorteil, dass bestehende Technologie verwendet werden könne, sagt der Kommissions-Experte. Auf der anderen Seite gibt es in der Krypto-Community die Hoffnung, dass die Blockchain die Basis einer zukünftigen vernetzten Welt sein könnte. “Da würde es Sinn ergeben, einen digitalen Euro auch mittels Blockchain abzubilden.”
Breit informieren
Grundsätzlich müsse eine digitale Währung einfach nutzbar sein, Sicherheit bieten und einen Mehrwert für Kunden bringen, sonst sei nicht mit Akzeptanz zu rechnen, sagt Martin Sprengseis vom Zahlungsdienstleister P19. Er sieht viel Potenzial im digitalen Bargeld. Für eine breite Akzeptanz brauche es jetzt aber vor allem Information und Ausbildung. “Auch für kleine und mittelgroße Unternehmen.”
Auch wenn einige vielleicht privat Kryptowallets nutzen würden, mit dem Thema digitales Geld und die Folgen für das eigene Geschäft hätten sich nur wenige beschäftigt. “Es geht um Bezahlsysteme, Steuern oder die Frage, wie man die Mitarbeiter bezahlt: Bar, Überweisung an die Bank oder mit digitalen Euros?”
Kein Bargeld-Ersatz
Aber keine Sorge: Es gibt noch genug Zeit, sich damit zu beschäftigen. Geplant ist die Einführung des digitalen Euros erst 2026. Als ersten Schritt muss sich die EZB bis Sommer 2022 für eine der Technologien entscheiden. Danach braucht es auch noch eine Gesetzesänderung auf EU-Ebene. Und die Beratungen zwischen Kommission, EU-Parlament und den Regierungen dauert bekanntlich meist länger.
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