Wie beeinflussen digitale Medien unser Leben?

Posted by Julia Werner  • 

Generation Digital – Wie die Internet-Revolution unser Leben beeinflusst

Mittlerweile gibt es alles im Internet

Das Internet ist schon seit einigen Jahren aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.Während die Obrigkeit immer noch versucht, das Kriegsbeil mit dem Neuland zu begraben, leben wir Ottonormalbürger mittlerweile in einer durchweg digitalen Welt – in vielen Fällen grenzt es auch schon an Abhängigkeit.

Dabei halten sich positive und negative Aspekte ziemlich genau die Waage.Viele Kids gehen kaum mehr raus und hängen nur am Rechner und Handy, aber gleichzeitig hat so mancher erfolgreiche Rapper seine Karriere dem Internet zu verdanken – anstatt vor Ort im Berliner Royal Bunker wurde im Netz gebattlet, um sich einen Namen in der Szene zu machen.

Was das Internet ersetzt hat

Durch die Allgegenwärtigkeit des Internets hat sich unser Leben in kurzer Zeit grundlegend verändert.Wir haben mit Smartphones konstant Zugriff auf Informationen jeglicher Art und sind rund um die Uhr überall erreichbar. Das hat auch großen Einfluss auf unser Sozialverhalten: Man traut sich nicht mal mehr, einfach an der Haustür eines Freundes zu klingeln. Es gehört zum guten Ton, vorher per WhatsApp-Nachricht Bescheid zu sagen: „Ich bin jetzt da.“

Durch die Etablierung großer Online-Versandhändler hat sich auch unser Kaufverhalten vollständig verändert. In größeren Städten wird testweise bereits versucht, Lebensmittel über Onlineshops verfügbar und so Supermärkte obsolet zu machen. Wenn dann bald Drohnen innerhalb einer Stunde nach Bestellung die Päckchen direkt zu uns liefern, ist die Zukunftsvision perfekt.

Noch viele weitere Aspekte unseres Lebens wurden in die digitale Welt verlegt. Unser Liebesleben lassen wir beispielsweise schon vollständig von einer Smartphone-App bestimmen.Anstatt Freundschaften im Rahmen eines klassischen Spieleabends zu pflegen, haben wir alle den einen Freund, mit dem wir in den letzten Jahren hauptsächlich über wortlose Quizduell-Runden den Kontakt aufrecht gehalten haben. Und auch der Abend in der Spielothek findet vermehrt online statt. Der Zocker heutzutage bedient nicht mehr Spielautomaten, sondern spielt lieber gemütlich Roulette am heimischen Bildschirm.

Was wir nicht vermissen werden

Doch das soll alles nicht zu negativ klingen.Der Zugang in die digitale Welt ermöglicht uns unglaublich viel Positives, wie etwa den konstanten Zugriff auf Informationen und Nachrichten.Nie war es einfacher, durch den weltweiten Informationsaustausch aus erster Hand über andere Kulturen zu lernen.Nicht zuletzt hat uns das Internet auch einen nie dagewesenen Zugriff auf Musik und andere Unterhaltungsmedien wie etwa Podcasts ermöglicht.

Viele Dinge, die durch die Datenautobahn verdrängt wurden, werden wir auch auf keinen Fall vermissen. Lästige Amtsgänge etwa können mehr und mehr über Internetportale abgewickelt werden.Wer kann sich heutzutage noch vorstellen, in den Bus zur Bibliothek zu steigen und dort in der Enzyklopädie nachzuschlagen, um endgültig herauszufinden, wer jetzt wirklich beim Streit am Stammtisch Recht hatte?

Wir sind nirgends orientierungslos unterwegs und können uns im Urlaub den Gang zum Fremdenverkehrsamt sparen – schließlich haben wir das aktuellste Kartenmaterial der ganzen Welt stets in unserer Hosentasche dabei.Vergleichs- und Testportalen sei Dank werden wir auch nie wieder einen Kauf bereuen, der sich als Katze im Sack entpuppt. Es ist wesentlich schwerer geworden, uns durch Vorenthalten von Informationen hinters Licht zu führen – bewusster Umgang mit dem Medium vorausgesetzt.

Was die Zukunft noch bringen kann, ist ungewiss – vielleicht verbringen wir bald unsere ersten Fahrstunden im Simulator oder ersetzen mehr und mehr Aspekte unseres Tagesablaufs mit dem digitalen Pendant, bis wir selbst gar nicht mehr tätig werden müssen.

Wie SocialMedia unseren Tagesablauf bestimmt

Vor dem ersten Schluck wird häufig ein Foto vom überteuerten Cappuccino geteilt.Doch nicht nur unsere Handlungen haben sich durch das Internet verändert. Durch die konstante Interaktion und die allumfassende Vernetzung über soziale Medien bleibt auch unser Empfinden nicht unbeeinflusst. Es ist längst kein Geheimnis, dass durch den Drang zur Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken eine unrealistische Wahrnehmung entsteht. Besonders auf junge Menschen hat der Vergleich des eigenen Lebens mit rigoros durchgeplanten Glamour-Fotos von professionellen Instagram-Models häufig einen negativen Einfluss auf das Selbstbewusstsein.

Ein großes Problem dabei ist, dass die Elterngeneration oft nicht genügend Erfahrung mit der digitalen Welt hat, um bewusst eingreifen oder beratend agieren zu können.

Wir möchten natürlich nicht nur mit dem Finger auf die Jugend zeigen – es gibt kaum mehr jemanden, der nicht das berauschende Gefühl kennt, wenn der eigene Tweet vielfach geliket wird – oder eben die Frustration, wenn die positive Resonanz gänzlich ausbleibt.Wie sehr unsere Laune von Likes abhängig sein kann, zeigt, wie groß der Einfluss von Social Media auf uns als Menschen ist. Glücklicherweise scheint die Generation, die mit MySpace und StudiVZ aufgewachsen ist, diesbezüglich recht gut sensibilisiert zu sein.

Kurioses aus dem Internet der Dinge

Es ist schwer zu sagen, wie unsere Zukunft mit dem Internet gestaltet wird. Zahllose Neuerungen erreichen uns täglich – was bleibt, wird sich zeigen müssen. Das „Internet of Things“ ist das Ergebnis der Arbeit vieler Produktdesigner, die allesamt daran arbeiten, die Möglichkeiten der digitalen Revolution auch bei Gebrauchsgegenständen auszunutzen.

Die Smartwatch ist diesbezüglich nur der Anfang. Viele Autos haben mittlerweile eine Internetverbindung und kommunizieren beispielsweise mit dem Handy des Fahrers, was einen Schlüssel obsolet macht. Der Kühlschrank mit Internetanschluss, der bei Anbruch der letzten Packung automatisch Milch auf den digitalen Einkaufszettel setzt, wird sicherlich bald zur Realität.

Grundsätzlich scheint es der Trend zu sein, wirklich alles als „Smart“-Variante zu entwickeln. Da bleibt nur zu hoffen, dass wir als Nutzer auch den smarten Umgang mit diesen Angeboten lernen werden.

Erleichtert das Internet dein Leben?

Andrea, 18: Je nachdem. Früher gab es ziemlich strenge Regeln, was meinen Medienkonsum betraf. Wenn ich übertrieben habe, bekam ich Ärger. Einmal hat meine Mutter alle Kabel rausgerissen. Und abends, wenn ich im Bett lag, ist sie noch reingekommen und hat mir das Handy weggenommen, weil ich schlafen sollte.

Jetzt bin ich 18 und habe Abitur und mehr Freiheiten. Ich nutze alles, Facebook, YouTube, Whatsapp. Im Moment bin ich allerdings nur mit dem Handy online, und auch nur da, wo Wlan ist, ich habe keine Flatrate. Und meinen Computer kann ich nicht benutzen gerade, er hat ein Virus.

Für die Schule habe ich viel im Internet recherchiert. Wir durften bei Aufsätzen in Fremdsprachen auch Übersetzerhilfen benutzen, die App von zum Beispiel. Es gibt schon sinnvolle Apps. Ich liebe die Wetter-App. Wenn wir mit Freunden über irgendwas reden und nach einem Namen suchen, einem Filmtitel, einem Begriff oder auch was im Kino läuft, googlen wir schnell. Und wenn wir den Weg nicht wissen, gucken wir auf Google Maps nach.

Meine Startseite ist Spiegel.de. Mein Vater hat mir das eingerichtet, und mittlerweile finde ich es super. Andere Nachrichten lese ich nicht im Internet, bei uns liegt die Tageszeitung auf dem Küchentisch, da blättere ich lieber drin als im Internet zu suchen.

Über Facebook kann man mit den Leuten kommunizieren, die kein Handy haben. Ich kenne niemanden, der nicht entweder ein Handy mit Whatsapp hat oder auf Facebook ist. Irgendwie muss man ja Verbindung halten können. Auf die Idee, über das Festnetz jemanden zu Hause anzurufen, kommt jedenfalls keiner mehr.

Wie beeinflussen digitale Medien unser Leben?

Digitalisierung und Medien

Smartphones, Tablets und Co. gehören zu unserem Alltag. Wie die Geräte funktionieren, ist meistens klar. Doch wie viel Zeit sollten wir damit verbringen und wie stark dürfen sie unser Leben bestimmen? Wie man richtig mit den neuen technischen Möglichkeiten umgeht, ohne dass das eigene Leben darunter leidet, untersucht Dr. Cynthia Sende vom Lehrstuhl für Psychologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Vor- und Nachteile der digitalisierten Kommunikation

Digitale Techniken beschleunigen den Informationsaustausch. Will man der entfernten Großmutter ein Bild des Enkels zeigen, so ist dies nicht erst tagelang per Post unterwegs, sondern in Sekundenschnelle per Smartphone übermittelt. Wer am Wochenende eine neue Bekanntschaft im Freundeskreis macht, muss nicht mehr abwarten, bis man sich zufällig wieder über den Weg läuft, sondern kann über Facebook Kontakt aufnehmen – Vernetzen leicht gemacht. Findet sich eine junge Frau an einem Tag attraktiv, so postet sie ein Bild auf Instagram und erhält in Form von Likes und Kommentaren schnell positives Feedback – direkter und schneller als es sonst im Alltag der Fall wäre, wo nur selten Komplimente geäußert werden.

Doch dieses Streben nach Lob und Anerkennung setzt die Nutzer auch unter Druck. Was ist, wenn das Like ausbleibt oder ein Kommentar negativ oder gar beleidigend ist? Ebenso kann die ständige Erreichbarkeit schnell zum Fluch werden, wenn der Angestellte selbst in der Freizeit Arbeits-E-Mails beantwortet und nicht mehr abschalten kann. Und wenn sich Paare am Küchentisch nicht mehr unterhalten, sondern nur noch in ihr Handy starren und das mündliche Gespräch durch Chats ersetzt wird, kann dies schnell negative Einflüsse auf die Beziehung haben.

Theoretisches Modell der Mediennutzung

Sende argumentiert, dass sich Pro und Contras der Digitalisierung des Alltags nicht so einfach für alle Menschen über einen Kamm scheren lassen. So ermöglichen soziale Medien zum Beispiel dem Alleinreisenden, seine Urlaubserlebnisse mit anderen zu teilen und sich dadurch nicht mehr so einsam zu fühlen. Demgegenüber steht der Familienvater, der am Abend Bilder auf Facebook lädt und mehr Zeit mit dem PC als der Familie verbringt. Deshalb rückt Sende die menschliche Komponente in den Mittelpunkt. Sie will herausfinden, wann das Nutzungsverhalten neuer Medien positiv und wann negativ ist und welche psychologischen Prozesse das individuelle Verhalten beeinflussen. Um möglichst umfassende Aussagen treffen zu können, will sie die Mediennutzung zudem breit erfassen und nicht nur auf ein Gebiet, wie zum Beispiel Facebook, reduzieren.

Längsschnittstudie mit Studierenden, infolge mit Berufstätigen

In einer Längsschnittstudie werden zunächst Studierende untersucht. Dabei rücken neben den individuellen Merkmalen der Teilnehmer verschiedene Fragen in den Mittelpunkt: Wie nutzen die Personen die neuen Medien? Wie erleben sie Stress und welche Maßstäbe setzen sie an die eigene Leistung an? Die Studie ist auf drei bis vier Semester angelegt und soll dabei die Auswirkung digitaler Medien auf den Studienverlauf untersuchen. So zeigen zum Beispiel andere Studien einen negativen Zusammenhang zwischen der Intensität der Facebook-Nutzung und der Studienleistung. In einem zweiten Schritt wird das Modell dann auf Berufstätige übertragen, um den Einfluss der Mediennutzung auf den Berufserfolg zu messen.

Damit knüpft Sende an ein Pilotprojekt des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an, welches gezeigt hat, dass die einzelnen Problembereiche beim Umgang mit neuen Medien sehr vielschichtig sind. Zudem wurde festgestellt, dass Studierende und Berufstätige unterschiedliche Stressauslöser im Umgang mit der digitalen Technik haben. Durch ein Training, das beide Personengruppen ansprach, wurde versucht, die Vorteile der digitalen Technik optimal zu nutzen und gleichzeitig mögliche negative Wirkungen zu reduzieren.

Kontakt

Dr. Cynthia Sende

Telefon: 0911/5302-147

E-Mail: cynthia.sende@fau.de

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom 04.07.2017

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